Canada oh Canada 1995 - Tagebuch

<<Zurück<<

Impressionen einer Exkursion
August:       18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31
September: 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13 14
                  15 16 17 18 19 20 21 22 23 24    All

 

CANADA OH CANADA


Impressionen einer Exkursion
Eingefangen von Rita Meyer

Für: Birgit, Christine, Claudia, Heide, Ingrid, Jörg, Marc, Martina,
Michaela, Nancy, Nicole, Ralph, Sali, Sibylle, Torsten, Volker, Walter.

Was lange währt wird endlich gut. Es ist vollbracht: here's the diary especially 4 U.
Viel Spaß beim Lesen. Ach ja, nicht alles so ernst und persönlich nehmen. :-)
Osnabrück im Dezember 1995
Riti

 

Meteorologische Legende:

 

Canada, oh Canada,
Do I really have to leave you one day?
With your countless faces you are as beautiful
As the sun, the moon and the stars
In the sky.
Your mountains are so high, glacierous
and beautiful,
Your prairies are so wide, endless
and golden,
Your forests are so green, impenetrable
and cool,
Your cities are so young, alive
and multicultural,
Your oceans are so salty, clear
and blue,
Even your moon shines so different
in the big, mysterious
nightly sky –
Will it ever be possible to get
My eyes from all this?
The day of saying farewell to you will come,
No mercy to the
Longing heart of mine.
Nevertheless,
This is what I can say for sure:
You are one of the places in our
Wonderful world that one can't have travelled
Only once in a lifetime..."

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 18.Aug. Im Flugzeug über Holland

...Und das Abenteuer begann. Schließlich und endlich ist Tag X doch noch angebrochen. Heute morgen um 8 Uhr ging es mit dem Airportbus vom Osnabrücker Hauptbahnhof zum Flughafen nach Münster. Wahrscheinlich waren alle der 18 Exkursionsteilnehmer tierisch aufgeregt und gingen im Geiste die Was-ich-alles-mitnehmen-muß- Liste zum tausendsten Mal durch. Der Flug nach Frankfurt war kurz und wir wurden ganz schön durchgeschüttelt. Aber es gab einen kleinen Snack (Gummibaguetteschnitte) zum Ablenken von irgendwelchen Übelkeitsgefühlen. Tja, und jetzt befinden wir uns fast über Great Britain. Im Gang des Flugzeugs hängen einige Monitore, die uns genau anzeigen, wo wir uns gerade befinden etc.. Momentan sieht's so aus:
Geschwindigkeit: 970 km/h
Außentemperatur: -51°F (?)
Höhe: ca. 10700 m
Fliegen ist saugeil! Besonders das Abheben. Als unser Check-In in Greven an Schalter 7 begann, wußte ich, daß es FUN wird. Die Maschine, in der wir sitzen, ist so groß wie ein Raumschiff. Es gibt drei Sitzreihen, rechts, mitte, links, mit jeweils drei Sitzen. Und das Raumschiff ist meterlang. Der Service is great. Haben gerade Sekt getrunken und erwarten nun ein Lunch. Es riecht schon fabulous. Walter rennt im ganzen Flugzeug herum und fragt uns, wie es uns geht und ob wir alles haben, was wir brauchen. Wir sitzen nämlich leider alle pärchenweise im ganzen Flugzeug verstreut, da die Lufthansa es nicht geschafft hat, uns als Gruppe zu identifizieren und zusammenzusetzen. Glück im Unglück: einige von uns sitzen sogar in der Business Class. Oh, jetzt gibt's was zu essen!
Haben Probleme mit der Uhrzeit. Der Monitor zeigt tausend verschiedene Zeiten an. In Deutschland ist es ca. 15.15h, am Zielort (Toronto) angeblich 9.08h. Die MEZ soll 9.23h sein? Was soll man jetzt glauben?
Jedenfalls habe ich Sekt getrunken.
Sitze jetzt am Fenster. Die Wolkendecke ist unter mir. Auf der unteren Wolkendecke sind Schatten von einer oberen Wolkendecke. Und darüber fliegen wir.
Wir, Birgit und ich, sitzen etwas hinter der rechten Tragfläche. Sie sieht so wahnsinnig zerbrechlich aus. Fliegen gerade in ein paar Luftlöcher. Tolles Gefühl im Bauch! Sind übrigens weit, weit über dem Ozean. Diese bizarren Wolkenformen habe ich von unten nie gesehen! Und über uns nichts als strahlend blauer Himmel. How strange it all is!

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 19.Aug. Toronto

Sind gestern um 15.30h in Toronto gelandet. Die YH in der Gerrard St., in der wir wohnen, ist ein Hochhaus mit mindestens zwanzig Stockwerken. Alles etwas gammelig, besonders die Duschen. Abends im Mary John's Canadian getrunken, was sehr lecker schmeckt! Die Preise hier sind mit Vorsicht zu genießen. Ist zwar alles nicht zu teuer, aber die tax muß immer noch draufgerechnet werden, manchmal noch Trinkgeld.
Mit der Zeitumstellung (Toronto: 6 Stunden zurück) bin ich noch nicht ganz durch. Ziemlich müde, aber es ist okay. Schweineheiß hier, bestimmt 35°C (entspricht 90°F)?
Sitzen im Moment am Hafen und warten darauf, daß wir um 3 auf den CN-Tower fahren können. Seit heute morgen nach dem Breakfast bei Mary John's, was unter anderem aus Mmmarvelous Mmmuffins bestand (wobei Saali bei ihrem ersten Muffin gleich das Papier mitgegessen hat), latschen wir durch die Stadt. Erst durch's Eaton Center, dann durch die unterirdischen Paths zum Bankerviertel, zur Harbour-Front und jetzt eben zum CN-Tower.
Vor uns auf dem Wasser "verunglücken" gerade halbwegs zwei Kanufahrer auf den bewegten Wellen. Jetzt düst Baywatch-verdächtig ein Motorboot hinterher.

Später - twenty minutes to seven: Einigermaßen gute Sicht vom CN-Tower (553m hoch). Sind danach einmal durch China Town gelatscht. Und jetzt sitzen einige von uns, haben uns nämlich getrennt, im Cafe Yofi's in der Baldwin Street unter einem Maple leaf-tree! Christine's Limerick-Phase beginnt gerade:
"Unter'm Ahorn sitzen wir
und trinken ein Canadian Beer."
Oder:
"Hier im schönen China Town
kann man sich gut ein Bier 'reinhaun."
Oder:
"Wir sitzen hier mit sieben Frau'n
im wunderschönen China Town."

^ Zur Übersicht ^ 

So, 20.Aug. Auf der Autobahn von Toronto zu den Niagara Falls

Haben gestern Abend noch verbotener Weise auf der Treppe der YH gesessen und Alkohol aus "braunen Tüten" getrunken, denn Marc hatte Geburtstag. Mit den braunen Tüten hat es folgendes auf sich: sogar das simple Tragen von Alkoholbottlen in der Öffentlichkeit ist verboten. Deswegen muß jede Bottle in eine braune Tüte. Auch das Rauchen ist hier ziemlich verpönt, und in öffentlichen Gebäuden sogar ganz verboten. Harte Sitten.
Sitzen jetzt in zwei Minivans und einem Auto verteilt und düsen Richtung Niagara Falls. Die Minivans sind wirklich mini, müssen teilweise die großen Rucksäcke quer über den Beinen tragen. Aber sonst sind es die totalen Luxusgefährte, man hört sie kaum, Klimaanlage, also angenehm kühl. Torsten, steigt gerade wieder in den Van und sagt: "Draußen ist es mörderwarm."
A Canadian Feeling ist immer noch nicht 'rübergekommen bei mir. Irgendwie, wenn ich mir die Autos angucke, komme ich mir etwas vor wie in den USA. Aber insgesamt, von Toronto her zu schließen, ist Canada nicht mit den USA zu vergleichen. Das liegt wohl auch an den vielen verschiedenen Menschen. Den meisten sieht man es an, daß sie Einwanderer sind oder daß ihre Vorfahren es waren. Mrs. Mary John, bei der wir zweimal gefrühstückt haben, hatte auch spanische Züge in Gesicht und Sprache.
Die Fußgängerampeln hier sind witzig:

Später - 12.10h, auf einem Rasen gegenüber den US-Niagara Falls. Es ist sauschwül! Voll Luftfeuchtigkeit, kaum auszuhalten. Man schwitzt im Stehen. Haben eine Bootstour mit der "Maid of the Mist" gemacht, bis ganz nahe 'ran an die Canadian Niagara Falls. Bevor wir auf's Boot durften, mußten wir alle ein blaues Mülltüten-verdächtiges Kleid anziehen. Es war auch wirklich feuchtfröhlich auf dem Boot. Niagara Falls: ca. 53m hoch (Can.). Ungefähr 400m von uns weht die Stars n'Stripes-Flagge, dort ist auch die Staatsgrenze. Gleich wandern wir hinter den Niagara Falls entlang.

Später - 20.25h, im Flieger nach Winnipeg: The flight will take us 2.29 hours. Die Uhr muß auch um eine Stunde zurückgestellt werden.
Die Sache "hinterm Fall" war meiner Meinung nicht allzu spektakulär. Man konnte es durch ein Guckloch regnen sehen und wurde selbst klitschnaß, das war's auch.
Um 3 war wieder Abfahrt von den Niagara Falls zum Flughafen Toronto. Walter ist bei unserem Convoy vorgefahren und hat sich dann doch glatt im Gewirr der achtspurigen Autobahn verfahren. Wir natürlich mit allemann hinterher, um bloß zusammenzubleiben. Sind sogar fast zu spät zum Check-In gekommen, war ja alles so tierisch aufregend! Ist dann aber doch noch alles glattgelaufen.

^ Zur Übersicht ^ 

Mo, 21.Aug. Auf Wolfgang's und Stefan's Farm bei Winni

Das ganze Land ist platt und weit. Die Straßen gehen schnurgeradeaus. Die Sonne brennt vom Himmel. Die Felder sind goldgelb. Die Insekten zirpen. Riesentrucks kommen uns entgegen. Alle paar Kilometer trifft man auf eine Holzfarm.I feel like I'm in the mid west!
Standort: Elevator (Kornverladestelle)
Farmer bringen Korn hierher by truck, es wird in Waggons geladen (einer faßt 90 Tonnen wheat!) and goes out to the market.

Später - 13.00h, Commodity Exchange in Winni: Es gab problems mit dem Parken der Vans. Mußten Parkscheine ins Auto legen, weil sie sonst sofort abgeschleppt würden, so unser kanadischer Führer. Hat aber alles nicht so geklappt, weil keiner Kleingeld für den Parkscheinautomaten hatte. Wir also erst in einen nahegelegenen Food Court gerannt, wo wir das Essen in 10 Minuten 'runterwürgen mußten, um noch die Schließung der Börse mitzukriegen. Christine wurde danach nochmal zum Parkplatz geschickt, um das Parkproblem klarzumachen. Tja, und während dessen gingen wir in Richtung Börse, als Christine uns völlig in Tränen aufgelöst entgegenrannte. Es hatten nämlich drei Jungs mit Rollerskates versucht, ihre Geldbörse zu stehlen, wo auch unsere Gemeinschaftskasse drinsteckte. Aber sie hat "alles verteidigt" und ist losgerannt. (Walter sagte trocken: "Hättest du den Sprint nicht in Richtung Auto machen können?" Jetzt herrscht betretene Stimmung unter uns allen. Sitzen im Sitzungssaal vom Grain Institute. "Das mußte passieren, take it as a warning."
Marc's Geschichte.
Marc trägt seinen "Brustbeutel" normalerweise auf der linken Seite an seinem Gürtel. Im Grain Institute hat er ihn aber mal auf der rechten Seite getragen. Er ist dann ganz normal zum Klo gegangen (seine liebste Beschäftigung), machte seinen Gürtel auf, und auf einmal machte es "Platsch". (...) Er sagte dann zu Ralph, der auch dort war, er solle schon mal vorgehen, es sei ihm ein Malheur passiert und es würde noch etwas länger dauern. Auflösung: auf der rechten Seite ist keine Gürtelschnalle, da hat sich sein "Brustbeutel" eben vom Gürtel gelöst und ist mit samt Paß, Traveller Checks und Geld ins Klo gefallen.

Später - in YH in Winni, bettfertig: Christine und Nancy bieten Walter gerade an, für ihn bei nächster Gelegenheit vernünftige Klamotten auszusuchen, welche er in seinen Vorlesungen anziehen sollte, weil sie seine Bundfaltenhosen nicht so gerne mögen. Tja, Walter hat wohl ab und zu in seinem Frauenbulli ganz schön zu leiden...
Hatten heute Abend im Winnipeger Pasta-Restaurant noch viel Spaß! Erstmal hat der Laden extra für uns aufgemacht. Der Küchenchef hat für uns gekocht, was immer wir haben wollten, solange es "Pasta" hieß. Und da fast alle von uns Canadian statt Wein trinken wollten, ist die Frau Chefin kurzerhand zu einem Liquor Store gelaufen und hat Bier gekauft. Und wir haben so über Christine's Schoten gelacht! Kann ich gar nicht nachvollziehbar aufschreiben.
Im Man and Nature-Museum war's interessant. Wenn man nur nicht so müde gewesen wäre, hätte man mehr von den Geschichten der Indians mitgekriegt.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 22.Aug. Noch Winni

Haben soeben im Regierungsgebäude von Manitoba ein exzellentes Frühstück zu uns genommen. Es gab: scrambled eggs, sausages, bacon, toast, potatoes, coffee, tea und orange juice. Auffällig ist in Kanada auch der absolute Service und die Freundlichkeit: alles wird einem mit einem Lächeln bis an den Tisch gebracht, auch in Fast-Food-Ketten!
Als wir danach nach draußen kamen, goß es in Strömen. Die Winnipeg Hydro Company ist auch gerade am Gange, um die Gullis freizukratzen. Beim Fahren spritzt das Wasser bis über die Fenster.

Später - around 17.00h, Edmonton: It's fuckin' cold in Edmonton! Sind nach Flug von Winni mit Zwischenstop in Saskatoon in Calgary angekommen, von dort weitergeflogen nach hier. Christine: "Der Walter ist schon ganz grün, er hat wohl Angst vorm Fliegen." (Wo ist da der Reim, Christine?) Oder: "Die Wolkenbildung lenkt kaum ab, die Flugangst hält ihn so auf Trapp." Oder: "Der Himmel ist heut' gar nicht ohne, Walter sieht dort 'ne Zyklone." Oder: "Vielleicht ist's auch nur 'ne Zirre, die Flugangst macht ihn schon ganz irre." Die YH wußte scheinbar nichts von uns, obwohl Walter ein Fax geschickt hatte. Aber wir sind jetzt alle untergebracht.
Nun on the way to Edmonton Mall, dem zweitgrößten Einkaufszentrum der Welt, was bedeutet: Geld ausgeben. Die Minivans, die wir ab heute 28 Tage haben, sind okay, aber etwas small. Übrigens ist Alberta "The Wild Rose Country". Steht auf allen Nummernschildern. In Manitoba stand "Friendly Manitoba".

Später - 00.00h, YH Edmonton: Die Namen für die Minivans aufgrund ihres Aussehens lauten: Krankenwagen, Bügeleisen und das feuerrote Spielmobil. des weiteren hatten wir gerade unseren ersten Waschtag hier im Hause, was bedeutete: bei der Waschmaschine Wache halten, Unterhosen auseinanderfriemeln, falten und verteilen. Die ganzen Betten hängen jetzt voll von halbnassen Klamotten, sieht recht witzig aus. Christine: "Für 18 Leute Wäsche waschen, da hilft nur Mundschutz ohne Maschen."
In der Edmonton Mall haben wir eigentlich nur gefressen und gesoffen und sonst nix gesehen. Die Fete ging dann vor der YH im Bulli noch weiter, wieder mal verbotener Weise.
Noch eine Anekdote: auf dem Hinflug waren sich einige von unseren Mädels noch einig darüber, daß sie auf der Exkursion 10 Kilo abnehmen wollten, kein Fast Food fressen etc.. In Toronto änderte sich das dann schon, da das Essen doch mundete: man wollte ab da nicht mehr abnehmen, aber das Gewicht halten. Nach einigen Tagen dann, nach dem Genuß von Bacon und Eggs und Marvelous Muffins zum Frühstück und warmem Essen am Abend hatte man schließlich beschlossen: wenn man während der Fahrt 10 Kilo zunimmt, ist es auch noch okay.

^ Zur Übersicht ^ 

Mi, 23.Aug. Noch Edmonton

Walter sagte heute um 8: "Wir haben heute morgen eine aufgelockerte, sich in Auflösung befindende Stratusbewölkung. Gestern hatten wir noch eine vollständige Cumulusbewölkung. Das bedeutet, daß wir heute warme Temperaturen haben, so um die 20°C. Und nachts wird's natürlich sehr kalt, da wir eine Strahlungswetterlage haben." Daraufhin zogen wir alle kurze Hosen und T-Shirts an. Und jetzt haben wir voll die Schichtbewölkung, grau, könnte jede Sekunde regnen, und vor allem ist es arschkalt.
Losgefahren zum Safeway zum Einkaufen, da ja nun unser Camping-Trip beginnt. Danach wieder Ekel-Frühstück in einem Muffin-Laden. Jetzt machen unsere Fahrer gerade die Schlüssel von den drei Bullis nach. Es ist übrigens saueng in unserem Spielmobil. Alles voll mit Rucksäcken und jetzt auch noch mit Eßkartons. Die immer noch halbnassen Unterhosen etc. hängen über alle Sitze verteilt.
Wir haben übrigens einen blinden Passagier an Bord. Er ist unsichtbar und wir wollen gar nicht, daß er uns begleitet. Aber: Axel ist immer allgegenwärtig.

Später - 16.16h, somewhere in Canada: Haben soeben auf einem mit Moskitos übersäten Platz an einer Holzhütten-Ruine Rast gemacht. Fahren nun weiter gen Norden. Übrigens regnet es in Strömen. Marc's Kommentar zu Walter's Ausführungen von heute morgen: "Kumulus Schüttus Maximus".

Später - 17.27h, Mariana Lake: Wir fahren durch Waldbrandgebiet. Alles, was rechts und links von der einzigen Straße, die nach Fort McMurray führt, noch steht, sind Tausendmillionen von braunen und schwarzen Masten.
Gerade im Mariana Laker Truck Stop (das einzige Haus weit und breit!), der total amerikanisch aussah, hat die Frau uns erzählt, daß wir sehr vorsichtig fahren müssen, weil hier "black bears and moose" über die Straße trotten könnten. "They are very dangerous", she said. In diesem Truck Stop kann man Fotos von dem gewaltigen Waldbrand im Juni diesen Jahres kaufen.
Wir wollen unbedingt vor 6 noch einen Liquor Store aufsuchen, um das trübe Wetter etwas zu verharmlosen. Aber Walter ist tierisch dagegen, er sagt, wir müßten doch nicht jeden Abend Alkohol trinken, weil wir früh ins Bett sollen, und verschlafen wegen dickem Kopf könnte er doch überhaupt nicht leiden. Er hat überhaupt keinen Grund, so drauf zu sein, denn es hat noch keiner gekotzt oder gar verschlafen, im Gegenteil. Wenn um 8 Abfahren angesagt ist, stehen viele schon um halb 8 mit Sack und Pack vor den Autos.

Später - 21.03h, CP Fort McMurray: Nach sechs stündiger Immer-Geradeaus-Fahrt gen Norden haben wir unser oben genanntes Ziel erreicht. Fix Zelte aufgebaut, just angefangen, über den fire-pits die Steaks und Gemüse zu brutzeln, als es anfing zu prasseln ohne Ende. Sind alle klatschnaß, feucht, ekelig, es gibt hier keine Duschen, es ist arschkalt,.... Alle sind fluchtartig in die Autos verschwunden.

^ Zur Übersicht ^ 

Do, 24.Aug. 8.30h, on the way to Syncrude Oil

Das Zelt ist zwar einigermaßen dicht, dennoch bin ich seit gestern noch nicht wieder richtig trocken. Als ich heute morgen aufstand, war mir so ekelig! Und keine Duschen und nur Plumpsklos ohne Licht etc. (aber mit Klopapier, sagt Saali). Haben aber zum Glück die Chance gehabt, uns bei McDonalds mit warmem Wasser die Zähne putzen zu dürfen. Die Sonne kommt auch, oh Wunder, durch, außerdem schöne Aussichten: heute Abend gehen wir schwimmen!
Es herrscht ein Chaos in meinem Rucksack und in den Bullis! Alles pottendreckig, überall liegt Essengeschirr 'rum und Cola- und Bierdosen.

Später - 13.30h, im Syncrude Oil Cafe: Wo man auch hinguckt, bis zum Horizont ist hier alles schwarz von den Ölsanden! Haben hier gerade Pommes mit Chicken Fingers und Gummikarotten gegessen, als Sibylle voll den Kreislaufkollaps bekam. Sie fing an zu zittern und war so weiß wie dieses Papier. Alles stand um sie 'rum, als auch schon zwei Ambulance-Menschen kamen. Einige Minuten später kamen noch zwei Menschen mit einer Krankentrage, auf die Sibylle dann verfrachtet wurde. Tja, und jetzt sitzen wir hier und seitdem hat sie keiner mehr gesehen. Keiner weiß, was jetzt ist.

Später - 15.30h, Syncrude Oil Interpretive Center: Sibylle kam dann doch einigermaßen okay wieder. Und hier eine cooking instruction: oil sand = sand + water + oil (80%, 10%, 10%). U have to separate all this, U can do that with fuckin' hot water; bitumen goes to the top, just scoop it off-ready!
Yeah, on the way to the swimming-pool! Endlich den Dreck abschrubben. Haben das Schwimmen sogar noch dem Essen vorgezogen. Ich glaube, das macht recht deutlich, wie siffig wir uns fühlen. Es regnet übrigens schon wieder in Strömen. Sieht nicht so aus, als ob's aufhören würde in absehbarer Zeit.

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 25.Aug. 13.12h, Mittagspause in Boyle

Gestern Abend hatten wir noch eine kleine Party, im und um den Bulli 'rum. Es hat nämlich immer noch in Strömen geregnet. Walter ist erst mit Volker und Torsten zum Essen ins Dorf gefahren. Als er um 11 wiederkam, hat er uns voll angeschnauzt, wir sollen verschwinden, er wolle seine Ruhe etc.. Er hätte es auch in einem anderen Ton sagen können, wäre genauso wirkungsvoll gewesen. Sind dann 100m weiter weggegangen, war auch noch geil! Während der Party wurden Beziehungen zwischen unseren Leuten ausklamüsert, es wurde offen gesagt, wie der erste Eindruck war, als man sich noch nicht kannte, Vergleich "früher-heute" etc.. Wir reden mittlerweile mit allen über alles. Man könnte fast sagen, wir sind alle äußerst hemmungslos geworden. Nun denn. Oh ja, während wir so dastanden und diskutierten, bot sich uns ein wahnsinniges Schauspiel am Himmel dar: wir sahen sie, die "Aurora Borealis", ein wunderschönes Nordlicht, das sich in Sekundenschnelle veränderte. Es war so farbenprächtig und schön, daß keiner von uns es geschafft hat, für einige Minuten die Augen davon abzuwenden und einen Fotoapparat zu holen. Walter, du hättest nicht so früh Schlafengehen sollen, kann ich da nur sagen.
Obwohl wir so viele Essensachen gekauft hatten und es am Zeitpunkt des Frühstücks noch nicht geregnet hatte, entschied Walter, nochmal bei McDreck zu essen. Einige haben das gemacht, andere haben auf dem Parkplatz ihre eigenen Brote geschmiert und den Kocher 'rausgeholt. Wenigstens konnte man sich aber wieder gut waschen.
Danach ca. 300km in den Süden gen Boyle gefahren, wo wir gerade die Firma "Alberta Pacific" ansteuern.

Später: Brigitte Thompson, die uns 'rumführt, ist deutsche Einwanderin. Sie erzählte, daß sie zweimal urlaubsmäßig hier war, und es hätte ihr so gut gefallen (die Seen, die Weite etc.), daß sie gleich hiergeblieben ist.
Vor dem Cellulose-Vortrag haben uns gerade zwei Cree-Indianer, die hier auch arbeiten, erzählt, wie sie leben. Very interesting!

Später: Haben eine Führung und Busfahrt durch den Betrieb absolviert. Danach zum Zeltplatz "Lac La Biche" gefahren: einzelne Sites, immer drei Zelte auf einem. Es regnet nicht, im Gegenteil! Duschen sind sogar vorhanden. Jetzt sitzen wir im Restaurant im Dorf in der Nähe vom Zeltplatz, denn die Frau, die die Führung in "Alpac" organisiert hat, lud uns ein zum Essen! Und es ist tierisch nobel hier, kriege gerade dry white wine. Während wir essen, wäscht unsere Wäsche im laundrette gegenüber sauber! Es ist ein Hin- und Hergerenne zwischen Essen, Trocknern und Waschmaschinen. Trotzdem kann man sagen: ein Tag, der schlecht begonnen hatte, endete glücklicherweise gut! Kann passieren. Irgendwie paßt das alles nicht: voll das noble Restaurant, und 18 dreckige Traveller drin.
Die Frau wohnt hier ganz klassisch: im Wald in einer Holzhütte mit vielen Haustieren - so, wie man's in schlauen Büchern lesen konnte. Als wir auf dem CP ankamen, wurden wir übrigens sofort von zwei Order-Peoplen gewarnt, daß in der Gegend ein kleiner Baby-Bear 'rumläuft; haben uns instructions gegeben, wie wir uns zu verhalten haben: no smell like perfumes or food; wenn er auftaucht, laut schreien oder mit den Füßen auf den Boden stampfen, dann kriegt er Angst und haut ab. Daraufhin wurden alle Beauty-Cases in panischer Angst in die Vans eingeschlossen.

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 26.Aug. 9.15h, Lac La Biche

Heute morgen schön geduscht. Birgit hat ihr Handtuch ins Klo geworfen. Wieder im L.L.B. Inn gegessen, und zwar folgendes (es war 8 Uhr morgens): home fried sausages, scrambled eggs, egg "Benedict", Toast, O-Saft, Kaffee, Tee,...Wahnsinnig lecker alles. Außerdem hat jeder von uns ein dickes Lunch-Packet gekriegt. Ein Lob auf Brigitte und Tom von der Alpac!

Später - 15.29h: Brigitte und Tom haben uns heute nach einem Vortrag im nahegelegenen Cutting-Gebiet 'rumgeführt. Haben einzelne Cuts besichtigt. Die Mücken waren vielfältig vorhanden, haben uns aber vorher gut mit Autan und Dschungel-Gel eingerieben. Hab' mir eine Stechmücke mal genauer angeguckt. Sie sind fast doppelt so groß wie die bei uns und haben gelb-schwarz gestreifte Beine.
Mittags haben wir in dem Riesenwald an einem See dann unser Lunch verputzt, und Tom und Brigitte packten zu unserem Erstaunen (und Walter's Grausen wahrscheinlich) eine Kühlbox mit Canadian und anderen Getränken aus.
Ja, und jetzt gerade haben wir uns von ihnen verabschiedet und fahren in Richtung Edmonton, what means: 3 Stunden unbeweglich im Gerümpel sitzen.(Die anderen pennen schon wieder.)
merkenwoichbin Eigentlich könnten wir sofort zum Elk-Park fahren, weil der Standort "Bohrturm" in Edmonton wegen keine-Ahnung ausfällt. Die Mehrheit war aber für Edmonton. Sieht schon wieder nach Regen aus.

Später - (18.00h), Lamond: Pause gemacht, Kaffee getrunken, wach geworden.
Änderung des Plans: fahren jetzt zum Elk-Park, bauen die Zelte auf, und wer dann noch Lust hat, kann nach Edmonton fahren. Torsten z.B. muß ein Ersatzteil für seine Kamera kaufen, weil er sie irgendwann mal auf den Boden gebratzt hat.
Soeben wurde der erste Elch gesichtet, hier im Park, ziemlich nahe an der Straße. Ralphi meinte zwar, es wäre nur eine Elch-Attrappe, weil er sich nicht bewegt, aber später ist er dann doch noch weggelaufen.

^ Zur Übersicht ^ 

So, 27.Aug. 8.42h, Elk-Park

Sind unterwegs zum Bibertrail.
Die Leute mit Daunenschlafsäcken, unter anderem Nancy und ich, sind echt schlecht dran, denn seit gestern ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, daß sogar unsere Schlafsäcke feucht sind. War deswegen schweinekalt heute Nacht. Es herrscht jetzt Nebel, gestern Abend hat uns noch ein Schauer erreicht. Mistwetter!

Später - 11.45h, Elk Park: Man, die Sonne scheint! Die Zelte sind fast trocken, time für kurze Hose. Haben übrigens keinen Biber gesehen, nur deren Behausungen.
Gerade sind wir nochmal einen anderen Trail entlanggegangen, mit "floating board walks". Wurde schon leicht gefährlich, denn die "Bisonlosung", die überall 'rumlag, war höchstens 10 Minuten alt, so Walter. Aber jetzt gerade sitzen wir im Auto, fahren durch den Park, und es geht nur noch 'rein und 'raus, safarimäßig. Erst einen dicken, fetten Buffalo gesehen, der an der Straße stand und wiederkäute, und jetzt gerade zwei Elche, die aber leider in den Wald flüchteten. Jetzt juckeln wir ganz langsam und alle gaffen wie besessen nach draußen, um weitere Schnappschüsse zu orten.

Später - 15.14h, Ukranian Heritage Village: Haben gerade zwei Stunden lang jenes Dorf besichtigt. Walter sagt, daß die Dörfer in der Ukraine alle so aussehen. Haben ekelige Piroggen gegessen. Jetzt heißt's: auf nach Edmonton (Flugplatz), wo wir versuchen wollen, unseren Van umzutauschen, weil's echt saueng drinnen ist.

Später - 18.54h, Edmonton: Haben soeben das Spielmobil für das Raumschiff eingetauscht! Riesengroß, alles an Gepäck paßt locker 'rein, meterweise Platz. Jörg sagte gerade: "Vier Wochen Business Class." Können auf die anderen Vans 'runtergucken.

Später: Weil das Gerödel mir dem Bulli so lange gedauert hat, sind wir nicht mehr nach Drumheller gefahren, was ab Edmonton noch zweieinhalb? Stunden Fahrt gekostet hätte. Sind jetzt auf dem nächstbesten CP gelandet, nämlich in Red Deer. Wir sind alle ungewaschen, da es keine Gelegenheiten gibt. Hier ist zwar ein Wasserhahn, aber das Wasser stinkt nach faulen Eiern. Deswegen haben wir uns die Zähne mit Mineralwasser geputzt. Ich persönlich komme mittlerweile mit 4 Stunden Schlaf aus.
Es hat überhaupt nicht geregnet! Wir dachten schon, wir hätten uns verfahren, weil die Regenwolke bisher genau denselben Kurs wie die Osnabrücker Gang hatte.
Unser Van ist wie ein Wohnzimmer auf Rädern. Brauchen das Gepäck nicht mehr ordentlich im Kofferraum aufzustapeln, damit alles 'reinpaßt; man kann einfach alles 'reinschmeißen!

^ Zur Übersicht ^ 

Mo, 28.Aug. 8.22h, on the way to Drumheller

Der Morgen ist noch jung und die Sonne scheint!

Später - 14.27h, Tyrell Museum Drumheller: Sind heute morgen wie immer um 8 losgefahren, um 10 angekommen beim Tyrell Dinosaur Museum. Hatten zwei Stunden Zeit, uns die ganze Sache anzugucken, was echt total interessant war. Allerdings hatten sich die meisten, um nicht zu sagen alle, den Umständen entsprechend noch nicht gewaschen, und deshalb landeten wir zunächst in den Washrooms und dann im Cafe.
Danach, um 12, sind wir mit einem Bus und einer Führung zu den Badlands von Drumheller gefahren, um einigen Studenten beim Ausgraben von unter anderem Knochen vom Duckhead-Dinosaur zuzugucken.(Walter wollte zwar erst mit unseren eigenen Bullis dorthin gefahren sein, um Geld zu sparen, dies war aber nicht erlaubt.) Das war eine Atmosphäre! Die Sonne brannte vom strahlend blauen Himmel, Heuschrecken und alles mögliche Getier zirpte durch die Gegend, und die Berge und Hügel waren kahl, von Erosion betroffen. An den Hängen konnte man Schichtenfolgen erkennen. Der Red Deer River hat hier diese Schichten angeschnitten, und die vielen Dinos freigelegt.

Später: Gerade haben wir noch die Hutterer-Kolonie "Fairview" besucht. Es war ähnlich wie auf einem riesengroßen Bauernhof. Es wohnen dort 80 Leute, die alle Trachten tragen. Ihre Sprache kann man als ein Gemisch von Englisch und Deutsch bezeichnen. Die Kinder und Jugendlichen, die man zu Gesicht bekam, waren alle ziemlich menschenscheu, kurzum: ich kam mir vor wie in einer anderen Welt.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 29.Aug. 8.23h, 30km vor Calgary auf CP Camp n'Waterpark

Zur Zeit wohnen wir auf einer Baustelle oder Müllhalde, man kann's sehen, wie man will. Nicole sagte gestern: "So stellt man sich einen Campingplatz in Canada vor": die Highways surrounden us, Riesentrucks brettern darauf an uns vorbei, auf dem ganzen Platz liegt Bauschutt und alles mögliche 'rum, kein Baum in Sicht. Begründung: da wir zwo Nächte bleiben, muß der Platz billig sein, und er kostet nur $7 pro Mann! Aber ein Gutes gibt's zu vermelden: es gibt Duschen, die sogar in Ordnung sind. Und da wir so ziemlich die einzigen sind, die auf dieser Baustelle wohnen wollen, haben wir alles für uns. Es hat gestern wieder nicht geregnet, aber windig war's. Deswegen durften wir in der sich gerade in Umbau befindenden Kneipe, die wohl irgendwie zum Platz dazugehört, unsere Essensklamotten ausbreiten.

Später - 13.39h, Calgary: Haben gestern Abend noch in Christine's Geburtstag 'reingefeiert, draußen vorm Bulli, mit viel Canadian. Es hat ja nicht geregnet.
Sind seit heute morgen in Calgary, machen Urban Geography. Es gab schon drei verschiedene Wetterlagen: Sonnenschein, Wind- und Winterwetter und jetzt regnet's in Strömen. Heute morgen hat uns ein netter, englischer Architekt durch Calgarys Downtown geführt. Sein Queen's English konnte man sehr gut verstehen. Er sagte auch, daß die Temperatur in Calgary binnen zwei Stunden von -35°C auf +20°C steigen kann, wegen dem Chinook.
Übrigens hat Birgit einen Sixpack von Ralph gewonnen. Sie hat nämlich gewettet, daß Walter mindestens 1,90m groß ist. Und er ist 1.91m!
Ein anderer Typ zeigte uns am Nachmittag bei strömendem Regen die Suburbs von Calgary und auch noch ein show-home aus purem Holz, das jeder am liebsten angesteckt hätte, weil es wie gesagt wie aus Eimern gegossen hat und wir alle naß bis auf die Haut waren. Aber das mußte ja noch eben mitgenommen werden.
Danach zum Safeway, wo die Planung etwas drunter und drüber lief, da einige abends kochen wollten, andere zum Chinesen. Am Abend auf dem Baustellen-CP haben wir nochmal Christines Geburtstag begossen mit Bier, Wein und Sekt, mit Walters Segen! Haben mit Allemann vor der Waschmaschine gesessen und Lieder gesungen und krampfhaft versucht, das Lied "Im Wagen vor mir" zusammen zu kriegen. Zwischendurch haben wir die Wäsche von allen sortiert, gewaschen und zwischen Waschmaschine und Trockner hin- und hergeschoben, kurzum: diese Fete war auch lange Zeit später als "Waschmaschinenparty" bekannt.
This is a special song from the Universitätsgruppe Osna in Canada:

Jungs: Im Wagen vor mir sitzt ein junges Mädchen.
Sie ist allein und sie scheint hübsch zu sein.
Ich kenn' nicht ihren Namen und ich kenne nicht ihr Ziel,
ich merke nur, sie fährt mit viel Gefühl.
Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen,
ich möcht' gern wissen, was sie gerade denkt.
Hört sie denselben Sender oder ist ihr Radio aus,
fährt sie zum Rendezvous oder nach Haus?
Refr.: Rada, rada, rada da da da, rada, rada, rada da da da.
Mädels: Was will der blöde Kerl da hinter mir nur?
(Jungs: Ist sie nicht süß?)
Mädels: Ich frag' mich, warum überholt der nicht?
(Jungs: So weiches Haar!)
Mädels Der fährt nun schon 'ne halbe Stunde ständig hinter mir,
nun dämmert's schon und der fährt ohne Licht!
(Jungs: So schön mit 90!)
Mädels: Der könnt' schon 100km weg sein!
(Jungs: Was bin ich froh!)
Mädels: Mensch, fahr' an meiner Ente doch vorbei!
(Jungs: Ich fühl' mich richtig wohl!)
Mädels: Will der mich kontrollieren oder will er mich entführen,
oder ist das in Zivil die Polizei?
Refr.: Rada...
Jungs: Wie schön, daß ich heut' endlich einmal Zeit hab',
ich muß nicht rasen wie ein wilder Stier.
ich bin so in Gedanken, ganz allein und ohne Schranken,
und wünscht', das schöne Mädchen wär' bei mir.
Mädels: Nun wird mir diese Sache langsam mulmig!
(Jungs: Die Musik ist gut!)
Mädels: Ich fahr' die allernächste Abfahrt 'raus!
(Jungs: Heut' ist ein schöner Tag!)
Mädels: Dort werd' ich mich verstecken hinter irgendwelchen Hecken,
verdammt, dadurch komm' ich zu spät nach Haus!
Jungs: Bye, bye, mein schönes Mädchen, gute Reise!
Sie hat den Blinker an, hier fährt sie ab.
Für mich wird in zwei Stunden auch die Fahrt zu ende geh'n,
und dich. mein Mädchen, werd' ich nie mehr seh'n.
Refr.: Rada...

^ Zur Übersicht ^ 

Mi, 30.Aug. 9.39h, on the Highway to Buffalo Jump

Es ist wunderschönes Wetter! Wir fahren gen Süd-Westen und haben eine tolle Sicht auf die Rockies!
Kurzstop in Fort McLeod, wo die Royal Canadian Mounted Police damals ihr erstes Fort gegründet hat. Als wir ankamen, starteten die "Rotröcke" zufällig gerade eine Horse Parade.
Sehe gerade, daß unser Bulli einen Tempomat hat. Habe mich schon gewundert, warum Käpt'n Jörg die ganze Zeit den Fuß vom Gas hatte.

Später - 15.30h, bei Lundbreck: Waren beim Head Smashed In Buffalo Jump Interpretive Center. Fascinating! Ein alter Blackfoot-Indianer hat uns herumgeführt und Geschichten erzählt, und später haben er und noch ein anderer Blackfoot "die große Trommel geschlagen" und Indian Rockmusic gemacht. Sowas tolles habe ich selten gehört und gesehen.

Später: Über Nacht bleiben wir auf dem Lundbreck-Falls-CP. Es gibt wieder keine Duschen und auch nur den "thunderbar" (Plumpsklo) und eine Wasserpumpe mit eiskaltem Wasser. Birgit und ich haben zu allem Überfluß auch noch die Zeltstangen von unserem Zelt in Calgary liegenlassen. Da stehen wir nun mit unserem halben Zelt und können nichts damit anfangen. Wir wissen nicht, was wird.

^ Zur Übersicht ^ 

Do, 31.Aug. Lundbreck Falls

Es hat heute Nacht gefroren! Eistropfen auf dem Zelt. Wir haben übrigens in Martinas Zelt gepennt. Wie' weitergeht mit unserer Zeltmisere, wissen wir noch nicht.
Frank Rock Slide Interpretive Center besichtigt. Es sind im Jahre 1906 82000000 Tonnen Schutt vom Turtle Mountain 'runtergekommen; diese haben viele Menschen lebendig begraben (liegen wohl immer noch unter dem ganzen Schutt). Wenn man das umrechnet, kommt man auf einen 6000km langen Stau von FortMcMurray-Lastwagen, welche wir auf eine Länge von 20m schätzen.
Wenn mich jemand fragt, was ich als "typisch kanadisch" bezeichnen würde, dann sage ich: Schlitze zwischen den Klotüren, also zwischen der Tür und der Wand. War bisher überall so, in allen Washrooms, die wir in Canada gesehen haben. Mal schmalere, mal breitere. Auf jeden Fall kann man mit Leichtigkeit der Person auf dem Klo zugucken.
Weil's wieder keine Waschgelegenheiten gab, mußten wir uns im Washroom des Museums waschen. Immer wieder ein amüsanter Anblick!
Wenn wir gleich in ca. einer halben Stunde die Grenze zwischen Alberta und BC über den Crowsnest Pass (1396m) passieren, müssen wir die Uhr wieder um eine Stunde zurückstellen. "Beautiful British Columbia welcomes you", empfängt uns ein Schild am Pass.


(Dieses Schild haben wir gerade gepasst, irgendwo bei Sparwood in BC.)

Später: On the way to Cranbrook, um nochmal einkaufen zu gehen. Essen, Katuschen, Zeltstangen etc.. Fahren auf einer Straße, die sich durch die immer höher werdenden Rockies schlängelt. Diese sind über und über bestückt mit Nadelbäumen. Die Straßen scheinen auch immer waghalsiger zu werden: haarscharfe Kurven, und direkt am Straßenrand geht es steil 'rauf bzw. 'runter.
Auf dieser road gibt's momentan viele Bauarbeiten, deswegen müssen wir alle paar km very slow fahren und ab und an sogar für längere Zeit vor Ampeln halten. Günstig für die Leute, die pinkeln müssen!
Vor uns sind die ersten Berge, die Schneeflecken auf den Gipfeln haben. Wir fahren am strahlenden blaugrünen Lake Kookanusa vorbei, der rechts unter uns im Tal liegt. Links von uns geht's dagegen steil bergauf.
Später - 19.22h, Fort Steele CP: Da keiner genau wußte, ob man die Uhr in BC um eine weitere Stunde zurückstellen mußte, und Walter auch nix gesagt hat, haben wir den Holzmenschen Todd, der uns was über BC's Wälder erzählen wollte, um eine Stunde versetzt. Er hat also die ganze Zeit auf uns gewartet. Sind dann aber doch noch in die Wälder gefahren. Dort hat er uns drei Stunden was erzählt, sodaß es zu spät wurde, um noch nach Kimberley zum Happy Hans CP zu fahren. Sind also auf dem Fort Steele CP gelandet, wo es Duschen und sogar einen kleinen Pool gibt.
Und weil wir ja nun wegen unserer Doofheit im Zeltmangel sind, hat Walter vorgeschlagen, daß Nancy zu ihm ins Zelt geht, und daß Birgit und ich uns dann aufteilen. Dieses "unmoralische Angebot" wurde angenommen, und so haben jetzt alle wieder ein Dach über dem Kopf.

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 01.Sep. 8.46h, Fort Steele CP

Heute morgen sind einige von uns mit Walter schon um 6 zu einer bestimmten Stelle gefahren, wo angeblich bei Sonnenaufgang Wild, also Elche, 'rumstehen soll. War ein Heißer Tip von dem Holzmenschen Todd. Außer Kühen und Pferden, so berichten sie später, nix gewesen.
Momentan weiß kein Mensch, wohin wir fahren. Sind unterwegs auf völlig gefährlichen Juckelwegen, mitten in den Bergen. Es geht immer auf und ab, und plötzlicher Weise stehen wilde Kühe mitten auf dem Weg. Voll das Manöver.

Später: Sind dann nach der Rumfahrerei den Historic Site of Thomas Walker+Co., einen Goldsuchertrail, entlanggegangen. Danach haben wir Fort Steele unsicher gemacht. Dort haben Studenten das alltägliche Leben in dem alten Fort nachgespielt. Einige von uns erfuhren noch das Glück, vom Aussichtsturm einen dieser kilometerlangen kanadischen Züge beobachten zu können. Auch Walter wurde glücklich, weil er sich in eine alte Dampflok setzen durfte und zufällig auch noch seine gestreifte Eisenbahnermütze trug.

Später - 15.35h, on the way to Radium Hot Springs: Das Wetter macht einem tierisch zu schaffen. Tagsüber ist es bis zu 30°C, und nachts friert es. Haben hier beim Picknick fast einen Sonnenstich gekriegt.
Auf solchen Touren muß man immer mit einplanen, daß etwas an der Ausrüstung kaputtgeht. So ist z.B. die Stange von Martinas Zelt durchgebrochen und wir brauchten ein wenig Zeit, um diesen Schaden wieder zu beheben. Danach wieder im Safeway einkaufen gewesen, diesmal Verpflegung bis Dienstag.
Sind dann doch noch in Kimberley, wo sich auch der Happy Hans CP befindet, gewesen. Aber nur für eine halbe Stunde, sozusagen für eine verlängerte Pinkelpause. Hat aber auch gereicht, da dieses Dorf völlig bayrisch aufgezogen ist, und da hat man nunmal nicht viel für übrig. Überall wurde man mit Volksmusik ("Herzilein") beduselt, und an jeder Ecke gab es "Bavarian Schnitzel with Sauerkraut" zu kaufen. Gottseidank, daß wir da nicht eine ganze Nacht verbringen mußten.

Später: Wir können von Glück sagen, daß wir noch ein paar Sites auf einem CP in Radium Hot Springs, der wiederum nicht weit vom Highway entfernt ist, gekriegt zu haben. Wir kamen nämlich ziemlich spät abends an, als schon fast alles vergeben war.
Haben noch im Hot Springs Pool gebadet. Die Wassertemperatur betrug 40°C. Es war draußen gelegen, und drumherum hob sich ein wunderschönes Bergpanorama ab.
Zum Thema Pleiten, Pech und Pannen: Ralphi ist auf dem CP beim Zurücksetzen mit unserem gesamten Bulli über Birgits und meine Essenkiste gebrettert. Wie durch ein Wunder ist nur eine Dose Fertig-Lasagne zermatscht worden.

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 02.Sep. 8.13h, Radium Hot Springs CP.

On the way into the Kootenay National Park. Warme Nacht ohne Regen. Jetzt Sonnenschein.

Später - 12.00h, am Ende des Stanley Glacier Trails: Sind von uns entgegenkommenden Wanderern gewarnt worden, weil hier ganz in der Nähe eine Bärenmama gesichtet worden ist. Walter hat uns gerade alle eindringlich aufgefordert, unseren UV-Schutz aufzusetzen, weil er 'schon Leute hat deswegen umkippen sehen': blauer Himmel, pralle Sonne. Sitzen an einem guten Aussichtsplatz in einer Höhe von 2000m. Haben in eineinhalb Stunden 365 Höhenmeter gemacht. Es sind hier oben 2 bis 3°C, scheint aber nicht so, da die Sonne wie gesagt derbe knallt.
Wahnsinnige Aussicht, schneebedeckte Berge. Wenn man sich die Berge anguckt, den letzten Rest, den man noch nicht hochgekraxelt ist, denkt man, sie sind gar nicht mehr so hoch und groß. Aber wenn man dann dort oben in weiter Ferne ein paar Leute laufen sieht, gerade noch eben mit bloßem Auge, kann man die Entfernungen besser abschätzen.
Wir mußten teilweise ziemlich steil durch ein Geröllfeld wandern, d.h. das ist eine Fläche über und über bedeckt mit Steinen und Felsen. Da wurden die Wanderschuhe so richtig auf die Probe gestellt. Jedenfalls wäre es nicht einfach gewesen, zwischen all den gleich aussehenden Steinen den Pfad, der nach oben führte, zu finden, wenn nicht ein paar clevere Leute auf eine geniale Idee gekommen wären: an den Ecken, wo der Pfad eine Biegung machte, waren mehrere von den Geröllsteinen aufeinandergelegt; daran konnte man sich orientieren. Und das sah ungefähr so aus:

Das Wasser in dem kleinen Bächlein ist so klar und sauber, daß man davon trinken kann.

Später - 17.11h: Sind so um 15 Uhr völlig k.o. vom Stanley Glacier wieder bei den Autos angekommen. Weil das wohl etwas spät war und Walter unbedingt noch sein Programm, zwei andere Trails, die man aber mit Stöckelschuhen und Kinderwagen ablaufen kann, durchziehen wollte, hat es etwas Stress gegeben. Die meisten, aber eben nicht alle, waren vom Stanley schon wieder auf dem Parkplatz, als er bestimmte, daß die Anwesenden schon zur Rest Area losfahren sollten, damit sie schon anfangen konnten zu kochen (wir hatten ja alle einen Bärenhunger). Während wir das dann taten, durften die "langsameren" Leute glatt 15 Minuten am Anfang des Stanley warten, bis umständlicher Weise ein Van von der Rest Area wiederkam, um sie abzuholen.
Gott sei Dank kam die Zeit doch nicht so hin, sodaß wir, eh' total fertig, uns nur noch eine Stunde lang den Marble Canyon angucken konnten, der aber auch echt sehenswert und fotogen war.
Ab und zu macht Walter echt etwas Streß. Kommt mir vor, als wolle er nur sein Programm durchziehen, ohne auf unsere Verfassung Rücksicht zu nehmen. Aber ich denke, er will auch nur, daß wir mit vielen schönen Eindrücken nach Haus kommen und nicht sagen müssen, wir hätten nichts gesehen.
Und jetzt, da ich im Van sitze, on the way to the Campground, fühle ich mich wie ein verbranntes Hühnchen und total wrecked.
Ab morgen ist das Wandern nicht nur mehr des Müllers Lust, denn wir machen morgen Backcountry-Camping, what means mit dickem Rucksack hintendrauf durch die Walachei, bergauf, bergab. Walter meinte, daß wir unsere Kräfte sammeln sollen, denn morgen würde wirklich was von uns verlangt.
Ich muß mal ganz ehrlich sagen, daß ich keine Ahnung habe, was die Leute daran finden, in den Bergen 'rumzukriechen. Die Aussicht da oben auf dem Plateau war zwar echt wohl schön, trotzdem ist das irgendwie nicht mein Ding. Ich mag lieber das Meer und freue mich auf Vancouver Island.
Oh, Dienstag ist die Hälfte unserer Zeit in Canada 'rum! HELP!

^ Zur Übersicht ^ 

So, 03.Sep. 8.23h, Kootenay NP

So, sitzen alle im Auto, on the way zum Backcountry-Camping. Das bedeutet: heute, am ersten Tag, wandern wir nur 7km mit wenig Steigung, aber mit Rucksack. Der ist bei allen bis oben hin voll, obwohl man das meiste an Klamotten im Van läßt. Ich z.B. habe nur das mit, was ich am Leibe trage. Das meiste Gewicht und den meisten space brauchen die Essenklamotten! Ich weiß noch nicht genau, wie ich das durchhalten soll mit der Steigung und dem schweren Rucksack.
Hier noch ein Eintrag zu Organisatorischem: da immer nur 10 Leute zusammenhängend auf einem Backcountry-CP bleiben und durch die Wildnis ziehen dürfen (wohl aus Umweltschutzgründen), mußten wir uns aufteilen. Acht Leute inklusive Walter sind die eine Gruppe, und wir zehn mit Volker als Leader sind die andere. Wir gehen verschiedene Wege und sind auch nachts nicht zusammen. Unsere Gruppe läuft so: heute ca. 7km den Numa-Creek entlang mit wenig Steigung, heute wird der Tag also relativ locker, I hope. Aber morgen kommt ein Hammerstück von 19km mit vielen Höhenmetern. Die andere Gruppe läuft genau andersrum, unterwegs morgen müßten wir sie irgendwo treffen.
Gestern Abend, bevor wir nochmal in die Hot Springs gesprungen sind, war die Stimmung ganz gut. Alle waren am Rucksackpacken für heute und am Organisieren, wer nimmt was mit etc.. Man könnte die Stimmung als erwartungsvoll bezeichnen. Heute morgen, nachdem wir alle um 6 aufgestanden waren und uns im Dunkeln waschen mußten, da das Licht in den Waschräumen erst um halb sieben anging, sah's alles schon wieder ganz anders aus. Skepsis, Angst wegen eventuellem Nicht-Durchhalten und etwas Verzweiflung kamen durch, als man versuchte, seinen schweren Rucksack zu heben. Sogar Walter sagte mit ironischem Unterton: "Ich liebe Camping."
Na ja, berichte später weiter, erstmal muß es jetzt losgehen.

Später - 14.30h, einsamer Campground am Numa Creek: So, sind um 10.15h losgewandert, und um 12.30h waren wir schon hier. Völlig einsam hier. Die einzigen Geräusche, die ich noch höre, sind Reden der anderen und das Rauschen des nahegelegenen Wildbaches. Der CP liegt im Wald, und ab und an kommen andere Wanderer vorbei und fragen nach dem Weg. Es gibt hier einen Donnerbalken, was wir mittlerweile als Luxus empfinden, ein paar Feuerstellen, Bänke, und eine Vorrichtung, wo man sein Essen 'raufziehen kann, um es vor Bären zu sichern.
Wir sitzen alle um die Hauptfeuerstelle, genießen es, nach dem Marsch angekommen zu sein, und natürlich die Freizeit, die wir haben. Kein Walter, der uns scheucht, kein Programm und kein Autofahren. Das Wetter ist herrlich, Sonnenschein und Wärme, und der flache Wildbach, der wunderbares, kaltes, klares Wasser führt, läd zum Abkühlen ein. Daher beziehen wir übrigens auch unser Trinkwasser.
Die Zelte und Schlafsäcke sind auch schon alle getrocknet. Es ist einfach schön! Höre die anderen gerade zum Bach 'runtergehen.
Der Weg hierher war nicht allzu anstrengend. Leichte Steigung ab und an, und hier und da mußte man sich halbwegs über Hängebrücken rangeln, die doch ganz schön wackelig waren.
Es ist einfach nur herrlich, hier in der prallen Sonne am Bach zu sitzen! Das einzige, was etwas nervt, aber nicht im geringsten die Atmosphäre stört, sind ein paar nervige Fliegen.
Christine:
"Ohne Walter, Sonne, Bach-
das wird heut' ein toller Tach."
oder
"Michaela sitzt da und trägt nur weiß-
will sie einen Canadier oder ist ihr nur heiß?"
oder
"Ohne Walter ist's hier schön,
ach, würd' der Tag doch nie zu Ende göhn!"
oder
"Der Volker führt uns Stund' um Stund',
wir fühlen uns schon wie beim Bund."
oder
"Das Messer in die linke Tasche,
und rechts, da sitzt die Whiskyflasche."
oder
"Unser Frauenbus - solide,
im Gegensatz zum Bus der Liebe."

Später - 16.45h: Wir gehen mittlerweile nackt in dem Bach baden, oder besser gesagt, wir waschen uns. Marc legt sich sogar ganz 'rein!

Später - 19.15h: So, haben gerade gegessen und ziehen jetzt unsere Fressalien an der vor- Bären-Sicherungsgerätschaft hoch. Looks like that:

Es ist so schön hier, wie in paradise. Wir genießen es, allein zu sein, ohne Druck und ohne Zwang. Man hängt einfach nur ab, macht es sich am Bach oder jetzt am Feuer gemütlich. Die Stimmung ist locker, frei, improvisativ, einfach nur: geil. Gleich üben wir das Lied vom 29.8. ein.
Es wird langsam kalt, denn die Sonne verschwindet hinter den Bergen.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 04.Sep. ca. 22.00h, CP am Lake Louise
Alles, was ich heute noch schreiben kann, ist dies (und die anderen stimmen zu): fuck the Rockies! Sind nahezu 20km gewandert, mit 800 Höhenmetern 'rauf und 800 Höhenmetern 'runter, den Rucksack auf dem Rücken nicht zu vergessen. Nach so einer Prozedur freut man sich auf eine schöne, warme Dusche, normaler Weise. Da wir aber wußten, daß es hier mal wieder keine gibt, sind wir in den Fluß, der am Highway-Parkplatz vorbeischwamm und auch noch schweinekalt war, gesprungen. Kleiner Ersatz. Übrigens verläuft nicht weit vom CP eine Eisenbahnlinie, auf der alle halbe Stunde einer der megalangen Züge vorbeidonnert. Nun denn.
Schlagworte zum 4.9.1995:
Muskelkater; kaputte Knie; kaputte Beckenknochen; alles tut weh!; Mückenstiche; Nacktbaden; fuck Berge; Blasen an den Füßen; Motzer; Pißsteigung; Pißgefälle; Dödel nach innen gekehrt; V. D. hat kaum D. nach F.; Torsten hat Haare auf dem Rücken, deswegen Gefahr der Verwechslung mit einem Grizzly; "Universitätsgruppe Osnabrück: im Frühtau zu Berge wir ziehn: Fallera!"; "Sauber!"; Röchel in die Tüte; Floe Lake; schön türkis, aber überall Insekten; Insekten krabbeln überall hin: in die Nase, in die Ohren,...; Händchenhalten in der dunklen Nacht - wegen Bärenangst; Christine kann nur noch im Busch pinkeln, da fühlt sie sich richtig frei...
Und hier ein paar Sätze zu den Erlebnissen der anderen Backcountry-Gruppe, die "unsere" Tour genau anders herum gegangen sind, also erst den Floe Lake Trail bis zum Floe Lake itself, wo sie ihre Zelte aufgeschlagen haben; dann am nächsten Tag über den Numa Pass, den Numa Creek entlang an "unserem" Zeltplatz vorbei und zum Parkplatz. Die ganze Wanderei muß wohl im Schneckentempo vorangegangen sein, denn alle 15 Minuten wurde eine Pause eingelegt, zum "Kräfte einteilen", wie Walter gesagt hat. Aber die Steigung war auch hammerhart. Unsere Gruppe mußte sich ja mit dem Gefälle abplagen, was schon ganz derbe 'reingezogen hat. (Ich persönlich kann nicht sagen, was schlimmer ist: Steigung oder Gefälle.) Irgendwann ist Birgit dann vorgegangen, weil das Tempo zu langsam zum Wandern war. Im Gegensatz dazu lief Martina, die ein ziemliches Problem mit ihrem Knie hatte, ganz hinten und war teilweise sogar außer Hör- und Sichtweite. (Muß sagen, daß so etwas in unsere Gruppe nie vorgekommen wäre, unser Leader Volker und der Vize Torsten hatten die Lage gut im Griff: einer lief immer vorne und der andere immer hinten, davor und dahinter gab's nichts.) Nun denn, irgendwann kam die Truppe dann völlig schrott am Floe Lake an. Man (Birgit und Nancy) hat Oben-Ohne-Sonnenbadeaktionen gestartet, und das war auch wohl das einzige, was man noch gemacht hat, da man eben total k.o. war. Am nächsten Tag morgens haben sich unsere Gruppen dann irgendwo auf dem Weg getroffen. Kurz gegrüßt (Walter: "Na, alles klar?"), und weiter gings. Schließlich kam die Walter-Gruppe bei "unserem" Wildbach an und hat darin, wie wir einen Tag zuvor, gebadet. Ja, und das war's auch schon, was ich über die Aktivitäten jener Gruppe weiß.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 05.Sep. Lake Louise

Am frühen Morgen haben wir zunächst den Moraine Lake Trail abgeklappert. Wettermäßig sah es mal wieder scheiße aus. Danach zum Lake Louise Center gefahren, wo so viele Deutsche 'rumliefen, daß man erst überlegen mußte, wo man war. Dort hieß es mal wieder: Streß im Waschsalon. Wir hatten ja so lange nichts gewaschen, und so hatte jeder einen Riesenbeutel stinkender Dreckwäsche. Haben wohl sämtliche Waschmaschinen und Trockner in Beschlag genommen (Christine: "Für 18 Leute waschen Schmutz - da hilft nur ein Ganzkörperschutz!"). Am Nachmittag zum Lake Louise itself gefahren, wo wir 5,8 km zu den Six Glaciers 'raufgewandert sind, mit 400 Höhenmetern. Um uns müden Leute bei dem schlechten Wetter da hochzukriegen, lockte Walter mit der Aussage, dort oben würde sich ein Teehaus befinden, und er würde uns allen einen Tee mit Rum ausgeben. Hörte sich natürlich gut an, und so sind wir dann mit einigen Unterstellpausen unter Felsvorsprüngen (wegen Regen ohne Ende) oben angekommen. Es gab auch tatsächlich eine "Teehütte mit Klo übern Hof". Was es aber nicht gab, war Tee mit Rum. Enttäuscht haben wir dann unsere aber auch leckere Hot Chocolate getrunken. Während wir dort oben saßen, wurde das Wetter zusehends schlechter. Nebel zog auf und versteckte einen Gletscher nach dem anderen. Beim Abstieg hat es dann schließlich in Strömen geregnet, und wir waren alle pitschnaß. Birgit sagte, sie hätte sich fast noch nie so mies gefühlt wie auf dem Abstieg. Ein Anblick für die Götter war es allerdings, wie die voll ausgerüsteten Osnabrücker Geographen den Berg 'runterkamen: alle mit Regenschirm! Und weil es immer noch nicht aufgehört hat zu regnen, fahren wir jetzt nicht nach Jasper zum CP, sondern übernachten in einer Jugendherberge hier in der Nähe. Außerdem scheint es hier auf dem Kicking Horse River mit dem Raften zu klappen.
Muß mich nochmal über das mieseste Wetter aller Zeiten auslassen. Es regnet und alles trieft. Und die Wolken hängen so tief, verdecken die ganzen großen Mountains, an denen wir jetzt vorbeifahren. Nur die Spitzen gucken 'raus.

Später: Unsere YH steht am sogenannten Mosquitoo Creek. Es will einfach nicht aufhören zu regnen! Was ist nur los mit Canada? Der Boden ist matschig und rutschig, und das ist ganz schön Scheiße, da die Jugendherbergsplumpsklos mal wieder "übern Hof" sind. Es gibt nichtmal fließendes Wasser; das Trinkwasser wird vom Herbergsmeister persönlich aus dem nahegelegenen Wildbach geschöpft und in große Bottiche, die in der kleinen, aber total gemütlichen Küche, postiert sind. Oh, ich vergaß beinahe zu erwähnen, daß es auch gar keinen Strom hier gibt! Die Beleuchtung erfolgt durch Gaslampen. Ja, es stimmt, Saali, wenn es nicht so regnen würde, wär's echt tierisch romantisch hier.
Ein paar von uns haben sich in jener dunklen, nassen Nacht noch in unsere Bullis verirrt, um dem Bergfest Ausdruck zu verleihen: jeder hatte zwei Bier und war danach halbwegs voll. War wohl eher ein Frustsaufen wegen Regen und Ekel und allem.

^ Zur Übersicht ^ 

Mi, 06.Sep. 7.49h, Lake Louise

Man fühlt sich schrecklich. Haben uns am Sonntag das letzte Mal im Wildbach gewaschen, es ist ekelig naß und kalt, hört nicht auf zu regnen. Scheint die ganze Nacht durchgeregnet zu haben. Unser Van sieht aus wie Sau. Haben alle unseren Mist hier verstreut, leere Bierdosen und -flaschen kullern durch die Gegend, alles ist irgendwie klamm-naß-feucht, alles geht mir auf den Piß, ich kriege bald eine Krise. Und wir haben nichts besseres zu tun, als bei diesem Wetter zum Raften zu fahren. "We pretend that we're dead..." (L7). Würde ich jetzt auch am liebsten machen. Man, ist das alles ekelig.
Gestern konnten wir abstimmen, ob wir hier in die YH gehen und dann am nächsten Morgen raften, oder ob wir sofort nach Columbia Icefield zum CP fahren. Wir natürlich alle für YH gestimmt, weil wir in erster Linie dachten, daß es dort endlich Duschen gibt, und außerdem regnet(e) es ja in Strömen. Aber war wohl keiner, wie schon erwähnt. So macht's echt null Spaß.
Sitzen jetzt im Center von Lake Louise und warten auf den Bus, der uns zum Raften bringt. Walter sagte gerade, daß das Raften heute die einzig sinnvolle Aktivität wäre, denn naß würden wir sowieso.

Später - 14.10h, on the way to Columbia Icefield: Das Raften war genial, obwohl es nach meinem Geschmack noch etwas heftiger hätte zugehen können. Die Heftigkeit des Flusses wird in classes ausgedrückt, 1 bis 6. Es ging auf dem Kicking Horse River bis 4. Waren alle bis auf die Haut naß. Obwohl der Neophrenanzug total isoliert hat von der Kälte des Wassers, sind meine Füße doch leicht abgestorben. Als ich mich während der Fahrt nochmal umguckte, um die anderen zwo Boote zu orten, sah ich voller Entsetzen einige rote Helme im reißenden Wasser schwimmen. Ich dachte schon: Männer/Frauen über Bord!, wurde aber gleich von Bruce, unserem Headman, beruhigt. Er sagte, es käme öfter vor, daß manche Leute nicht genug vom Abenteuer kriegen könnten und mit Absicht ins Wasser gehen würden.
Die Wolken hängen so tief über den Bergen, daß man nur vermuten kann, wie hoch sie eigentlich sind.

Später: Kurz angehalten bei folgenden Sehenswürdigkeiten: Continental Divide, Bow Lake und bei den Spiral Tunnels. Sind abends auf dem Columbia Icefield CP gestrandet, 2000 m ü. NN. Wieder null Duschen, wir gammeln und verwesen vor uns hin. Haben dort im "shelter" die verregnete Bergfete nachgetragen. Walter hat eine Flasche Ouzo für uns geschmissen und hat uns gelobt, daß wir beim Wandern so gut durchgehalten haben; war eine nette Stimmung. Auch wir haben Walter gelobt. Als er fragte, ob wir noch Wünsche vorzubringen hätten, schallte es aus 17 Mündern wie aus einem Mund: Duschen!!!

^ Zur Übersicht ^ 

Do, 07.Sep. On the road to Fort St. James

Nachdem wir heute morgen einigermaßen punctually um 8 losgekommen sind, haben wir den Athabasca-Glacier (C. Icefield) bestiegen. Normalerweise werden die Touristen mit sogenannten Snowmobiles dort hochgekarrt, aber wir sind onfoot hochgelatscht. Erstens, um Geld zu sparen, zwotens, um so einen Gletscher aus nächster Nähe zu sehen, und drittens: "no risk, no fun." Sind eine halbe Stunde über eisglatte Geröllfelder und Gletscherspalten gejumpt, Walter immer vorne weg, um die Trittsicherheit zu testen. War wirklich abenteuerlich, zumal es so glatt war, daß Pöppi sich auf die Schnauze gelegt und nun eine blutüberströmte, tiefe, klaffende Wunde an der Hand hat (na ja, so ungefähr). Das Timing war aber nahezu perfekt, denn als wir oben ankamen, war noch kein mit Stöckelschuhen, Kinderwagen und Fotoapparat versehender Tourist da, und, was noch schöner war, die Sonne kam gerade über den schneebedeckten Bergen hervor und strahlte auf das Columbia Icefield und uns. (Walter: "Kuck' doch mal, ist das denn nicht schön?") Wir wollten dann auch gerade wieder gehen, als die Massen von Touristen das Icefield überströmten. Da der Aufstieg so beschwerlich war, entschieden sich einige dann für den etwas längeren Staßenrückweg. Da dieser aber leichter zu bewältigen war, kamen die zwo Gruppen ziemlich gleichzeitig wieder an.
Danach ging es dann sofort weiter nach Jasper, mit Fotostops bei einigen Gletschern und Wasserfällen. Wie mir zu Ohren kam, hat Walter endlich seine John Denver-Kassette 'rausgerückt.
Tja, und als wir schließlich in Jasper losfuhren, war es schon 15 Uhr, und nun müssen wir noch 520km abreißen, bis Fort St. James. Waren vorher auch noch beim Bottle Depot, wo man Cans, Bierflaschen etc. abgeben kann. Da kam auch was zusammen! Allein in unserem Bulli flogen einem bei jeder Kurve tausend Bierdosen ins Gesicht.
Ja, wir verlassen die Rockies gerade. Auf dieser Straße sind wieder mal Bauarbeiten im Gange, wo man immer ca. 10 Minuten warten muß. Also werden wir wohl noch viel später ankommen.
Obwohl die Sonne scheint und es relativ warm ist (T-Shirt), scheint der Herbst nicht mehr weit zu sein. An den mit Nadelbäumen übersäten Berghängen sieht man hier und da auch eine rötliche oder gelbliche Farbe.
Oh, ich bin so traurig, daß nun schon das Bergfest gewesen ist! Soll es denn wirklich bald in Richtung Heimat gehen?
Unter anderem stehen diese Schilder am Straßenrand:

Es geht übrigens das Gerücht 'rum, daß wir heute Abend, ich weiß nicht, wo und wie, duschen können. Duschen? Hä, was war das nochmal?
Walter sagt, wir fahren gerade durch viele Indianer-Reservat-Gebiete.

Später - 18.12h, Pause in McBride: Weil es jetzt bis Fort St. James zu weit ist, fahren wir "nur" noch bis nach Prince George, immerhin noch 211km. Oh, hier irgendwo im Bulli-Chaos piept ein Wecker, unten im Gepäck. Es ist Nicoles, und er geht nicht von allein wieder aus. Die große Suche kann beginnen.
Marc wird gerade von Walter persönlich vom Scheißhaus gezerrt, weil wir weiterfahren wollen. Immer dasselbe mit Marc!

Später - 20.28h: Es ist mittlerweile ziemlich spät, die Sonne geht wunderbar unter, die Rockies sind fast verschwunden, nur noch einige sanfte Hügel erinnern an die so hohen Mountains, der fast noch volle Mond steht auch schon am Himmel, und wir sind immer noch nicht am CP angekommen. Die Vorfreude auf das Duschen wird von Kurve zu Kurve größer. Aber wir müssen übermorgen ja die Fähre ab Prince Rupert für die Inside Passage erreichen. Morgen stehen nochmal approx. 700km Fahren auf dem Plan.
Schöne Nacht mit Mond! Der Himmel ist hier immer wunderbar klar. So viele Sterne kann man zu Hause nie sehen!

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 08.Sep. On the road to Prince Rupert

Die Uhr mußte mal wieder um eine Stunde zurückgestellt werden.
Oh, die Zeit schreitet so schnell voran! Wir sind schon drei Wochen hier, und ich habe das Gefühl, noch lange nicht genug gesehen zu haben. Wir fahren und fahren, heute 700km.
Übrigens wurde das Duschen gestern vom Gerücht zur Wahrheit. Ich glaube, es gibt keinen, der es nicht genossen hätte. Gute Zeiten zu diesem Thema brechen an. Heute Abend wieder ein CP mit Dusche.
Hey, die Sonne scheint so wunderbar, ein schöner Tag! Rechts und links von der Straße, auf der wir fahren, steht viel Wald. Alles mögliche an Bäumen: Birken, verschiedene Nadelbäume und Baumarten, die ich nicht kenne. Das Laub von einigen nimmt schon eine leicht herbstliche Farbe an.

Später: Haben gerade eine Zelttrocknungspause auf einem Platz am Wildbach gemacht, für die wir mindestens eine Stunde 'rumgekurvt sind, wahrscheinlich, weil keiner genau wußte, wo der Platz war. Auf jeden Fall war es brüllend heiß, und wir Mädels haben nach dem Essen ein Sunbathing im BH gemacht. Kaum lagen und saßen wir da so, da kam Volker auch schon mit seiner Kamera angerannt, denn "die Möpse müssen unbedingt per Foto festgehalten werden".

Später - 16.35h, Smithers. Man wird's kaum glauben. Wir haben es schweineeilig, und sitzen nun seit 15 Uhr im Minikaff Smithers fest. Warum? Weil unsere Vans dringenst für die Weiterfahrt nach Prince Rupert, was immerhin noch 370km entfernt ist, Sprit brauchen. Hier gibt's zwar eine Tanke neben der anderen, das Malheur ist nur, daß das Tal hier "out of power" ist, was soviel wie Stromausfall bedeutet. Und das für die nächsten 4 Stunden wahrscheinlich. Alle Shops sind dunkel, manche haben geschlossen, andere haben geöffnet (Maglight mitnehmen!). Wir haben jetzt so lange "freien Ausgang", bis überall die Lichter wieder angehen. Dann treffen wir uns an der Tanke wieder. Soll aber auch durch's Radio gegeben werden, wenn's soweit ist. Ja, so hat man mal etwas Zeit, sich einen Ort in Farwest genauer anzugucken. Hier laufen viele Indians herum. Es ist sauheiß und wegen der vielen Schotterparkplätze total staubig. Die Town kommt mit etwas US-amerikanisch vor: breite Straßen, viele Autos, darunter Pick Up's, viele alte Männer tragen Baseballmützen, die ganze Stadt besteht aus einer Main Street, an der die Tankstellen und Malls sich verteilen. Um die Stadt herum türmen sich karge, nicht allzu hohe Berge, eben alles sehr karg und staubig, wenig Grünzeug, viele Riesentrucks.

Später: Diese unfreiwillige Pause wurde von vielen zum Jeanskauf genutzt. Ja, so ein Stromausfall hat auch was Gutes.

Später - 00.00h: Sind gerade auf dem CP in Prince Rupert angekommen. Im Dunkeln die Zelte aufgebaut. Haben nur bis 5 Zeit zu schlafen, da wir punctually bei der Fähre sein müssen.

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 09.Sep. On the "Queen of the North"

"It's a sleepy day today", sagte Charlene, die Unterhaltungsmusikerin der "Queen of the North" gerade, und das stimmt. Wir hängen seit 7.30h auf diesem Schiff, das die Inside Passage gen Süden entlangschippert, und wir könnten alle schlafen, wo wir gehen und stehen.
Höre gerade eine witzige Geschichte. Der gesamte Walter-Bulli, also ein Mann und sechs Frauen, hatten sich im Restaurant eingefunden, um etwas zu essen. Am Nebentisch saßen andere Deutsche. Irgendwann fragte Christine: "Oh, Walter, gehst du heute mit und ins Motel?" Den Deutschen nebenan, die mitgehört hatten, fiel die Kinnlade 'runter, sie dachten wohl sonst was Schlimmes. Als der Frauenbulli merkte, daß man komisch angeguckt wurde, brach ein Riesengelächter aus. Was hat man wohl von uns schlimmen Studis gedacht!?
Es sind aber echt total viele deutsche Touris an Bord, und kaum erscheinen mal Walfontänen oder springende Delphine im Meer, schon jumpen sie alle hoch zur Rehling und fotografieren alles, auch, wenn nur ein schwarzer Punkt zu erkennen ist. (Sitzen in der Bar; Saali gähnt mit weit aufgerissenem Mund; Christine: "Saali, mach' den Mund zu, wir sind nicht unter uns.")
Das einzige, was man hier machen kann, ist: Geld ausgeben, fressen, schlafen und jetzt im Verlaufe des Abends auch noch saufen. Die drei Stunden, als die Sonne schien, wurden aber ausgiebig auf dem Sonnendeck genutzt. Michaela: "Ich muß doch Ende September auf eine Hochzeit!"

Später: Haben bis zuletzt in der Bar gesessen, wo wir uns zunächst Songs gewünscht haben, die Charlene dann auch gespielt hat. 1. Stufe: mitwippen; 2. Stufe: mitsingen; 3. Stufe: beides zusammen; 4. Stufe: alle inklusive Walter flippen auf der Tanzfläche 'rum. Als Charlene aufhörte zu spielen, kam zunächst überaus laute Country-Musik aus den Lautsprechern. Als das nicht mehr ertragbar war, setzten sich Birgit und Walter ans Klavier und spielten "unser Lied". Wir standen im Halbkreis drumrum und sangen und fühlten mit. Waren übrigens nicht allein in der Bar, auch andere Gäste sahen und hörten zu, wie wir Stimmung auf's Schiff brachten. Schließlich forderte Walter Christine zum Tanz auf. Gott sei Dank ist alles auf Video festgehalten. In unserer Runde saßen auch noch zwei Deutsche, Alexander und Peter. Christine unterhielt sich angeregt mit Peter, bis die beiden auf einmal weggingen, vermutlich an Deck, "den Mond angucken". Kurze Zeit später dasselbe mit Nancy und Alexander. Birgit und Claudia haben auch noch ein paar ruhige Songs auf dem Klavier zum Besten gegeben (ich sag' nur: R. Kleidermann). Dies lockte wiederum einige Zaungäste an. Waren alle so beschäftigt, daß wir gar nicht merkten, daß das Schiff schon lange angelegt hatte, und die meisten Gäste schon abfahrbereit in ihren Autos im Car-Deck saßen. Dort war es auch, wo sich Nancy und Christine (für's erste) von Peter und Alexander (Peter Alexander?) verabschiedeten.
Und noch 'ne Schote: als unser Bulli-Convoy dran war, von der Fähre zu fahren, und wir hinteren zwo Bullis darauf warteten, daß der vor uns stehende Walter-Bulli losfuhr, tat sich nix. Der Wagen wollte einfach nicht anspringen. Sofort kamen mindestens 5 orange gekleidete, zum Schiff gehörende Leute angerannt und winkten und machten und taten, und überbrückten schließlich den Walter-Bulli. Wir haben also in mehreren Hinsichten "The Queen of the North" etwas belagert und durcheinander gebracht.
Auf dem CP in Port Hardy angekommen, freuten sich zwei aus unserer Gruppe ganz besonders, als Peter (und) Alexander plötzlich dastanden. Wie ich aus späteren Berichten erfahren habe, ist Christine mit Peter noch am selben Abend (war schon spät) in eine nahegelegene Techno-Disse gefahren, während Alexander und Nancy im Mondschein auf einer Bank saßen. Wir anderen sind wohl alle friedlich eingeschlafen. Nur einer fand das Ganze nicht so witzig...

^ Zur Übersicht ^ 

So, 10.Sep. 8.50h, on the road to Port Alberni

Es ist völlig nebelig auf diesem Eiland! Scheint sich auch nicht so bald aufzuklaren. Die Zelte sind klatschnaß.
Sun coming through! Trotzdem noch alles tierisch feucht hier, die Wolken schweben auf unserer Höhe.
Ich komme mir vor wie im Regenwald. Rechts und links von der Straße Berge mit Wald, und darüber liegt die Feuchtigkeit in Wolken. Und die Sonne bescheint das ganze noch, very dunstig.

Später - 14.34h, Campbell River, Canadas Lachshauptstadt: Es ist ein wunderbares Wetter! (It's a sunny Sunday afternoon.) So stelle ich mir die Westcoast vor: blauer Himmel, pralle Sonne, Dutzende von Segelschiffen im Hafen, kleine, schöne Cafes und überall ein Duft von Fisch in der Luft. Genauso war's in Campbell River, wo wir gerade Freßpause gemacht haben. Bei den meisten gab es Fish and Chips vom feinsten: Lachs in einem tollen Brötchen, mit Salat und freshly made French Fries: Pommes, die aus frischen Kartoffeln samt Pelle geschnitten werden.
Situation gerade: unser Bulli sieht aus wie Sau, wie immer überall Bierdosen, Coladosen, Handtücher, Millionen von Prospekten und Karten, Pöppis und Nicoles Weintraubenvorräte etc., die Rucksäkke sind leer, die Sitze dagegen voll mit xy, man weiß echt nicht, wo man seine Sachen noch suchen soll, da steckt Ralphi den Kopf durch die Tür und fragt ganz scheinheilig: "Hat jemand meine kurze Hose gesehen?" Muß aber mal sagen, daß mir das Durcheinander hier sinnig auf den Keks geht. Kein Wunder, wenn man in bestimmten Situationen nichts zur Hand hat, sei es Besteck oder sonstiges, sämtliche Klamotten hängen irgendwo unter den Sitzen.

Später: Haben Riesenbäume in Cathedral Grove besichtigt. Der CP "Timberlodge" in Port Alberni ist super: Duschen, trockene Luft, Sonne, Wärme, Swimming Pool, Sauna. Zwar ist die sehr befahrene Straße wieder mal nur 10m entfernt, aber wen interessiert's? Fast alle haben geswimmingpooled, die meisten waren in der Sauna. Danach, als man wunderbar sauber war und gut roch, haben Nancy, Saali, Birgit und ich einen wunderbaren heißen Kakao mit Baileys getrunken. Danach war alles so warm und schön, hab' geschlafen like a rock!

^ Zur Übersicht ^ 

Mo, 11.Sep. 8.38h, on the road to Tofino

Der ganze Bulli stinkt nach Knobi, weil's bei Ralphi gestern Pilze mit dem Zeug gab. Naja, so wird der übliche, abgestandene, muffige Gestank hier drinnen mal etwas übertüncht.
Unsere Haare sind übrigens ein bis zwei Farbtöne heller als sonst. Das kommt vom vielen Chlor, das en masse im Wasser steckt. Wenn man sich die Zähne putzt, denkt man , man ist im Schwimmbad.
Walter fährt gerade kurios in der Gegend 'rum, weil er irgendwas sucht. Biegt in irgendwelche kleine Straßen ab, und der ganze Bulli-Convoy hinterher wie bekloppt. Nur Walter scheint zu wissen, was er sucht.
Das Rumgedüse hat sich doch noch gelohnt, konnten ein paar Löschflugzeuge von McMillan und einen landenden Löschhelikopter auf einem See besichtigen.
Kurven- und bergauf- bergrunterreiche Fahrt durch den Pacific Rim National Park. An Schlafen ist wegen Hin- und Hergeruckel nicht zu denken, was aber auch zu schade wäre, da man allerhand sehen kann, z.B. die absolut häßlichen Clearcuts an manchen Berghängen. Sie sehen so aus wie ein großes Stoppelfeld und so, als hätte der Teufel dort gewütet. Baumstümpfe, so weit das Auge reicht, absolut ausgenutzt, alles genommen, was man kriegen konnte, und nichts zurückgegeben, die öde vernarbte Wüste hinterlassen. Total gemein.
Der Lageplan sieht so aus: wir fahren jetzt zum Campground nach Tofino (glaubich). Dort bauen wir die Zelte auf, suchen Dreckwäsche zusammen und packen den Rucksack für's Whale-Watching, und Walter fährt derweil los, um eben dafür einen Termin zu kriegen.
We are fuckin' near the Pacific Ocean! "Somewhere there's some place, that one million eyes can't see...".

Später - 13.31h, CP Bella Pacifica: Der CP ist direkt am wunder-, aber auch wunderschönen Pacific gelegen! Voll der Urwald, total feucht alles, mannshoher Farn und ulkige, große Bäume. Birgit will sogar einen "royalblauen exotischen Vogel" gesehen haben. Das Wetter ist schön, aber man spürt kleine Feuchtigkeitstropfen der Luft auf der Haut. Wird wohl 'ne feuchte Nacht werden.

Später - 18.55h, Maquinna Park: Sind heute um 2 aus Tofino mit einem kleinen Schnellboot, daß von drei Indianern besetzt ist, losgefahren. Das Ding hat mordsmäßig Speed drauf (twice 375 horsepower), man hat alle Hände voll zu tun, um nicht von Bord zu kommen.
Sind erst in eine Bucht gefahren, wo auch noch tausend andere Touri-Boote lagen und wie wir darauf warteten, daß der Wal, der dort 'rumschwamm, auftauchte. Und das tat er auch. Drei bis vier Mal holte er immer Luft, man sah die Wasserfontäne, und dann verschwand er für's erste, um später wieder aufzutauchen. Das heißersehnte Schwanzflossenfoto konnte leider keiner so richtig machen, da der Wal sie nicht recht darbieten wollte. Gottseidank konnte Volker ca. ein Drittel davon erwischen, sodaß wir jetzt wenigstens ein Beweisfoto haben.
Danach haben die Indianer uns mit dem Boot zur Insel Maquinna Park gebracht, wo wir uns einen Weg durch den Pazifischen Regenwald bahnen mußten; na ja, nicht ganz, es war ein Holzbohlenweg ausgelegt. Vor lauter Grün sah man fast nichts mehr, hier wäre eine "Waldbrille" wohl auf ihre Kosten gekommen. Es war total schwül, und lauter merkwürdige tierische Geräusche kamen aus dem Blätter- und Nadeldach. Am Ende des 20minütigen Fußmarsches kamen wir dann an die Hot Springs Cove (heiße Quellen mitten im Pacific), zwischen zerklüfteten Gestein gelegen. Alle außer Birgit, Christine, Saali und mir sind 'reingesprungen oder besser gesagt 'reingekrochen, war ja überall spitzes Gestein drumrum. Als sie wieder herauskamen, hatten sie alle knallrote Beine, war wohl tierisch heiß. Danach, wir saßen auf den Felsen und hingen etwas ab, erlebten wir wieder ein kleines Abenteuer. Ein paar von uns folgten Walters Beispiel und kletterten und kraxelten hinter ihm her zu einigen Felsen, an denen ganz fette Miesmuscheln klebten. Es war nicht ganz einfach, sie zu pflücken, hingen erstens derbe fest, man mußte sie drehen und wenden und gleichzeitig kräftig ziehen, und zweitens kam dort, wo sie klebten, ab und zu eine Flutwelle an, sodaß Walter und Sibylle das Wasser in die Schuhe lief (und noch höher). Schließlich waren Sibylles Hosenbeine ganz durchnäßt, aber sie hatte noch nicht genug; mußte unbedingt noch Seesterne und Seeanemonen, die sich auch im Gefahrenbereich aufhielten, fotografieren. Wie dem auch sei, jetzt haben wir alle viele Kratzer auf den Fingernägeln, sieht auch ganz witzig aus. Wir haben später festgestellt, daß wir als die "Muschelsucher" illegal gehandelt haben, weil man sich dafür eine Lizenz hätte kaufen müssen.
Jedenfalls sind die Muscheln für die Party, die wir morgen Abend machen. Walter hat nämlich wieder einen Anlaß zum Feiern gefunden. "Mit Tofino haben wir den westlichsten Punkt unserer Reise erreicht, danach geht's nur noch gen Osten und damit auch gen nach Hause", sagte er, und das müsse gefeiert werden. Torsten hatte auch noch einen schönen und irgendwie melancholischen Ausdruck für diesen westlichsten Punkt. Er nannte ihn "Point of No Return".
Und jetzt sitzen und liegen wir völlig fertig auf dem Boot, welches wieder mit rasender Geschwindigkeit über den wogenden Ozean düst. Haben festgestellt, daß wir alle halb verhungert sind und daß uns "alles egal ist", was heißt: gehen heute Abend in ein Fischrestaurant und essen und trinken, soviel wir wollen, ohne auf das Geld zu achten.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 12.Sep. 8.42h, CP Bella Pacifica

Das war eine Nacht! Erst haben wir uns in einem Fischrestaurant vollgefressen, mit Suppe, Hauptgang, Nachspeise und Wein ($30), und danach haben wir noch an dem schönen Strand gesessen, Nebel zog auf, und um uns kreiste ziemlich tief eine Fledermaus. Als wir im Zelt lagen, hörte man wunderbar das Rauschen der Pacific-Wellen und in regelmäßigen Abständen das Nebelhorn. Birgit sagte: "Gibt es etwas schöneres, als den Pazifik zu Füßen zu haben?" So sind wir also alle mit Wellenrauschen und Nebelhorn-Melodie im Ohr eingeschlafen.
Jetzt fahren wir gerade mal wieder in einen Wald nahe Tofino, wo Valerie Langer uns einiges erzählen wird. Sie hat zwei andere deutsche Studenten mitgebracht, die auch, so wie wir, brennend an neuen Infos interessiert sind. Ansonsten ist heute Nachmittag am-Strand-liegen angesagt. Die Sonne tut ihr bestes, um durch die dicken Wolken- und Nebelschleier zu brechen. Es ist hier nunmal ziemlich feucht, und es dauert eine Weile, bis die Wolken sich auflösen.

Später - 16.15h, Tofino:

Sitting in front of the laundry in Tofino! The sun is burning, it's fuckin' hot, and eighteen people are waiting for the washing to be dried. Some of these people are enjoying the sun, some of them are stretching their T-shirts, some are wondering about the small clothes, some are searching and grabbing their underpants and some are just laughing about all the funny situations. Oh, some are whistling songs, and some are singing like old wash-ladies while folding their underwear (Michaela for example!). Some are even getting red in the face because of the hot burning sun! But now, it seems, everything has dried and every sock is found again. So we can drive to this wonderful beach, 20 metres away from our tents! We are having a free afternoon and we want to lay in the sun, be free like a bird and enjoy our stay in Canada.

Später - 20.00h, CP Bella P. in T., Muschelparty: Saali will gerade Weißwein in den Sud für die Muscheln werfen, da schreit Walter: "Nein, kein Wein! Nimm' Essig. Den Wein schütt' lieber in die Kehle 'rein."
Und hier das Rezept für das Getränk, das Walter uns ausgibt:

Gimlett (Hemmingway-Drink)
2 Teile Gin
3 Teile Lime-Juice

Walter nach dem Muschelessen: "Leute, paßt auf, wenn ihr morgen auf's Klo geht, das kracht!" Habe festgestellt, daß ich absolut keine Muscheln mag! Ekelig! Zum Kotzen! Könnte göbeln.
Christine: "Walter, stimm' doch mal ein Lied an." Walter: "Nein, Christine, Walter raucht jetzt seine dritte Zigarette während der Exkursion."

"Zenzi Nancy"-Song
Zu Grünwald im Isertal,
so hört, ihr Leut', es war einmal,
dort haben edle Ritter g'haust,
denen hat' vor gar nichts 'graust.
Refrain: Ja so war'ns, ja so war'ns, ja so war'ns die alten Rittersleut. 2x
So ein alter Rittersmann
hatte sehr viel Eisen an.
Die meisten Ritter, i muß soagn,
hat deshalb der Blitz erschlagen.
Refrain:...
Ließ der Ritter einen fahrn,
wurd's ihm in der Rüstung warm.
Doch das macht ihm gar nix aus,
er ließ ihn zum Visier heraus.
Refrain:...
Und das Ritterfräulein Zensi
war mit 17 Jahr'n schon brenzi.
Kam ein Ritter in die Näh'
mußt' er gleich auf's Kannapee."
Refrain:...
Und der Ritter Alexander
rutschte 'runter am Gelander.
Unten stand ein Nagel vor,
jetzt singt er im Knabenchor.
Refrain:...
Und das Burgfräulein Kunigunde
roch ganz schröcklich aus dem Munde,
bis ihr einst beim Minnedienste
ein Bandwurm aus dem Halse grienste.
Refrain:...

Später: Um 22.50h ersten Anschiß von site-Nachbarn gekriegt. Sollen leiser sein, sonst scheiße.
Das Muschelessen itself mit walter-created Remouladensoße hat 2 Stunden gedauert. Haben dabei Hemmingway und Wein und Bier getrunken. Als alle ziemlich angeheitert waren, stimmte man allemöglichen Songs an, die wir ab und zu zweistimmig hingekriegt haben. Unser zweites Lagerlied heißt ab heute "Ce Serra" oder so ähnlich. Die vier site-Tische, die wir für die ganze Aktion zusammengestellt haben, sahen aus wie eine Rittertafelrunde. Alles stand proppenvoll mit Flaschen, Muschelschalen, Geschirr etc. Zu sehr später Stunde sollen Nancy und Volker am Strand in der Dunkelheit verschwunden sein, wie mir zu Ohren kam. Es waren wohl alle sehr angeheitert, und irgendwann ist sogar jemand rückwärts von der Bank gekippt (die Person will anonym bleiben, deswegen keine Namen). Er/sie sagte nur: "Upps!" Später prahlte er/sie, er/sie habe sich "locker nach hinten abgerollt".
Am Nachmittag haben wir noch sonnengebadet an "unserem" Strand. Unter anderem war Michaela die erste, die sich in die eiskalten Fluten des Ozeans stürzte ("Heeerlich!"). Der Nachmittag war so schön, relaxed, tolle Atmosphäre, geiles Wetter, Freude auf's Essen und Trinken - wir sind doch ziemlich anspruchslos geworden und, wie schon erwähnt, allesamt total niveaulos. Wenn man mal in der Öffentlichkeit ist, muß man sich total zusammenreißen, daß man z.B. nicht 'rumrülpst oder laut "Fuck, Pisse, Scheiße!" schreit, wie es unter uns schon Gang und Gäbe ist. Jedenfalls gab es abends einen herrlichen Sunset über dem Strand.

^ Zur Übersicht ^ 

Mi, 13.Sep. 7.50h, Bella Pacifica in Tofino

Nicht, daß wir's eilig hätten. Sind gerade fertig mit Zeltabbauen und Tische- von-Fete-saubermachen, da merken wir, daß die Batterie unseres Vans total leer ist. Sagt keinen Ton mehr. Wir haben ja nur einen Termin bei McMillan Blödell in Port Alberni. Momentan sind alle über die van-manual gebeugt und versuchen, die englischen Fachbegriffe zu entschlüsseln. Feststellung: ein Überbrückungskabel muß her. Wir haben aber keins. Sämtliche Leute joggen jetzt über den CP und fragen andere Camper, ob sie eins haben.
So, engine on, ab zu McMillan. Was lernen unsere nachfolgenden Canada-Fahrer daraus? "Überbrückungskabel im Gepäck, und die Zeit läuft dir nicht weg." Wir müssen nämlich jetzt rasen wie ein wilder Stier.
Ich wundere mich, wie wir alle immer wieder Platz in diesem van finden. Es ist hier so vollgestopft, ich schreibe mal auf, was ich momentan so alles im Blickfeld habe: Ralph, Topf mit Weintrauben, Kräcker, Handtuch, voller oder leerer Canadian-Träger, Kiste mit Leergut, Pöppis Joghurt (liegt da schon seit zwei Wochen), Maglight, 6 Paar Bergschuhe, Unterhosen, Zewarolle, Oh Henry-Riegel, Badehose, Cowboyhut, Elch-Plüschtier, stinkende Mülltüte, eine Million Prospekte, halbvolle Kaffeetasse,...

Später - 11.47h, Firma MB: Trotz Panne pünktlich bei MacMillan Bloedel, "The Cedar Leader", angekommen. MB nimmt 80% des Holzes aus dem First Growth, that means all die alten, dicken Bäume, die wir im Urwald gesehen haben. Es dauert um die 15 Minuten, um einen 100 Jahre alten Baum umzunieten mit der chainsaw.

Später: Es ist 16.22h und ich sitze im van in Port Alberni. Die anderen streifen durch die Stadt, ein paar sind auch schon auf dem neuen alten CP Timberlodge am Faulenzen. Es ist schweinehot und wir haben gerade frei. Walter hatte vergessen, daß wir heute um 13.30h noch einen Termin mit McMillan hatten. Wollten eigentlich nur kurz zum Essen in Port Alberni anhalten, um dann weiter nach Victoria zu fahren. Aber vor dem Info-Center von McMillan, wo wir dann zufällig anhielten, suchte man schon nach "Walter from the University Osnabruck", und so mußten wir den Kaffee stehenlassen und uns noch einen Vortrag anhören. War echt total anstrengend, zuzuhören, wegen der Hitze, und es hatte auch keiner so richtig Lust, weil einem besonders Holz-Vorträge bald aus den Ohren wieder 'rauskommen und sich alle auf einen ganzen Tag in Victoria gefreut hatten. Also sieht der Plan jetzt so aus: fahren morgen früh nochmal mit McMillan in den Wald, um uns "active logging" anzugucken, und dann nachmittags nach Victoria. Diese Nacht hält wieder der altbewährte CP Timberlodge her.
Merke gerade, daß wir nichtmal mehr zwei Wochen hier sein werden. Oh, werde ich je wiederkommen?
Was ich jedenfalls noch zu bemängeln hätte an dieser Fahrt, ist die Tatsache, daß wir die kanadische Bevölkerung fast ganz außer Acht lassen. Es wäre z.B. interessant gewesen, noch nach Quebec zu fahren wegen Frankokanada etc.. Oder man hätte auch noch mehr über die Natives hier machen können, mal einen Tribe besuchen oder so. Indianermäßig haben wir ja nur Buffalo Jump gemacht, und das war ja auch nicht mehr ganz up to date.

Das zweite Lagerlied: Que Sera
1. Strophe
When I was just a little girl
I asked my mother, what will I be?
Will I be pretty, will I be rich?
Here's what she said to me:
Refrain:
Que sera sera, whatever will be, will be
The future's not our's to see
Que sera sera, what will be, will be.
2. Strophe
When I grew up and went to school,
I asked my teacher, what shall I do?
Shall I paint pictures, shall I sing songs?
Here's what he said to me:
Refrain:...
3. Strophe
When I grew up and fell in love
I asked my sweetheart, what lies I have
Will we have rainbows day after day?
Here's what my sweetheart said:
Refrain:...

Später - 21.20h, CP Timberlodge: Sitzen gemütlich zusammen am Tisch und schreiben Karten und Tagebuch. Davor haben wieder alle geschwommen und gesaunt. A propos: nach dem Saunen sind einige von uns, so abgebrüht, wie wir sind, nackt in den Swimming-Pool gesprungen, um sich abzukühlen. Sofort kam der CP-Leiter angerannt, hat erst Ärger gemacht und dann sofort die Jalousien vor dem Fenster heruntergelassen, denn man konnte wohl vom nebenan gelegenen, mit Gästen besetzten Restaurant direkt bis in die Schwimmbad-Halle gucken. Nun denn, Hauptsache, es hat Spaß gemacht!

^ Zur Übersicht ^ 

Do, 14.Sep. Port Alberni

Fahren jetzt gerade mit MB in den Wald, um uns active logging anzugucken. Man munkelt, daß die Sache über 4 Stunden dauern soll.
Haben die Zelte erst stehenlassen, damit sie in der Sonne trocknen können. Heute Mittag werden wir sie dann abbauen und endlich gen Victoria fahren.
Wegen dem unebenen Weg klappert und scheppert es im Bulli wegen dem Krempel, der hier so 'rumfliegt. Hört sich gefährlich, aber vertraut an. Wenn wir zu Haus wieder mit leerem und sauberem Auto fahren, wird uns was fehlen.

Später - 13.33h, on the road to Victoria: Beim active logging konnten wir ein paar Bäume fallen sehen und eine Seilbahn, die ein paar Äste über den Weg transportierte, beobachten. Jetzt sitzen wir mal wieder im Bulli und hören schöne Musik. Es riecht hier etwas merkwürdig. Heute morgen schien das Gas von irgendeinem Kocher auszulaufen, und im Moment stinkt es ganz stark nach verfaultem Obst. Alle sind hier am Wühlen und suchen unter den Sitzen etc., aber es kommen nur alle anderen Dinge zutage, die man seit Wochen vermißt; nur kein angegammeltes Obst.
Ich will nur nochmal erwähnen, daß mir die kanadische Holzwirtschaft langsam zum Hals 'raushängt. Haben jetzt eine Million Vorträge darüber gehört und waren zig Mal im forest. Ich finde, das Thema könnte ruhig etwas kürzer treten, und dafür kümmert man sich mehr um Indianer und Bevölkerung.

Später - 21.00h, Victoria: Sitzen in einem Cafe in Victorias Touri-Viertel (harbour). Es ist so ätzend hier! Ein Souvenirladen neben dem anderen mit total kitschigen Indianer-Sachen. Mußte natürlich ein ganzes Foto für das Empress-Hotel verschwenden. Gleich irgendwann treffen wir uns an den Autos wieder, um zum CP zurückzufahren, neben dem übrigens mal wieder eine Baustelle steht.

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 15.Sep. 9.30h, Victoria

Sind nun schon ganze vier Wochen in Canada. So langsam hat sich alles eingespielt mit aufstehen, Bulli einräumen, pünktlich abfahren etc.. Tja, und nun ist der Trip schon fast zu Ende.
Kurven die ganze Zeit scheinbar planlos in Victoria 'rum, weil wir irgendwelche Gardens zum Besichtigen suchen.
Sibylle hatte heute Nacht einen Traum. Wir hätten alle verbotener Weise schon geöffnete, halbvolle Weinflaschen im Bulli gehabt, und wären damit erwischt worden. Man hätte uns alle in einen kanadischen Knast eingelocht, wo wir dann in Ruhe und Zufriedenheit den Wein aufgetrunken hätten. Traum oder Alptraum, kann jeder sehen, wie er will.
Die planlose Kurverei könnte sich als homemade Sightseeing-Tour entpuppen. Fahren gerade durch das Villenviertel. Die ganze Stadt scheint eine sehr sportliche zu sein, denn tausend Jogger joggen durch die Gegend, alt und jung.
Walter ist ganz stolz darauf, Nancys eng anliegende, schwarze Jeans mitausgesucht zu haben. Er sagt immer wieder: "Hab' ich doch gut ausgesucht, ne?"
Kurven doch glatt schon zwo Stunden in Victoria 'rum und halten hier sämtlichen Verkehr auf. Total witzig, immer, wenn wir uns an einer Ampel verloren haben, wartet der zuerst durchgekommene Van irgendwo am Straßenrand, und hinter ihm bildet sich eine meilenweite Autoschlange. Canada, hab' Geduld mit uns.
Nach zwei Stunden Fahrt endlich angekommen an den Butchart Gardens. Und was gibt es hier zu besichtigen? Anscheinend Blumen. Weil der Eintritt aber zu teuer ist ($13), fahren wir jetzt doch weiter zur Vancouver-Fähre.

Später - 14.05h, Ferry to Vancouver: Es ist sooo schönes Wetter! Sitzen alle draußen auf dem Sonnendeck. Die Fahrt dauert nur 90 Minuten. Sind wieder so viele fuckin' Germans an Bord.

Später: "Your dreams are coming ashore", steht hier auf einem Schild am Eingang von Vancouver. Haben Capilano Suspension Bridge bestiegen. Weil die ganze Horde auf einmal drauf war und auch noch extra geschaukelt hat, bekamen wir eine warning durch's Megaphon, "please do not balance on the bridge" oder so ähnlich. Danach salmon-hatchery besichtigt.
Der CP Burnaby bei Vancouver ist ganz nett, aber: von unseren sites aus befindet sich links der Highway, rechts die Klohäuser, oben eine Eisenbahnlinie, auf der der Verkehr rege ist (alle halbe Stunde ein tierisch lauter train) und unten der Parkplatz (oh, wie stille war's beim Backcountry-Camping!). Abends ist unsere Bulli-Crew noch in die Stadt gefahren, um mal "the Canadian way of life" mitzukriegen, und nicht nur auf dem Zeltplatz zu hängen. Soll total gut gewesen sein, sie waren um 3.15h wieder da. Wir haben uns aber auch sehr gut amüsiert, haben unter dem Pavillon gesessen und Baileys getrunken und (auch mal ordentliche) Gespräche geführt.

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 16.Sep. 8.31h, Burnaby

Der Tag fängt mit Sonnenschein, am Himmel und im Herzen, an.

Später - 13.30h: Erst auf dem Lookout-Viewing Deck at Harbour-Centre gewesen und danach im UBC Museum of Anthropology, das viele Totempfähle und anderes Indianisches zu bieten hatte. Allerdings bringt's nur was, wenn man die ganzen Tafeln zu den Ausstellungsstücken liest, und das wäre etwas viel.

"History has transplanted us. But we haven't forgotten where we came from." (Nella Nelson, Namgis, 1986.)
Mußten unsere Wege durch die mit Samstag-Verkehr verstopften Straßen von Vancouver bahnen, und das im Convoy! Wenn da eine Ampel plötzlich umspringt, kann wie gesagt der letzte Bulli leicht abgehängt werden und im Chaos leicht verloren gehen. Aber unsere Fahrer sind abgebrüht, radikal und hart geworden. Klappt alles wie am Schnürchen.

Später: Nach dem Museum sind wir in Granville Island (das sind umgebaute Markthallen in dem Ortsteil von Vancouver) essen gegangen. Am Nachmittag hatten wir Zeit zum Shoppen in Vancouvers Downtown. Ich glaube, bald ist der Zeitpunkt gekommen, wo sich jeder seine Levi's oder Kelvin Clein-Jeans für wenig Dollar gekauft hat. Nun sitzen wir in einem chinesischen Restaurant. Man zahlt einen Preis und kann sich den Magen vollschlagen. Man kann immer wieder zum Buffet gehen und sich etwas Neues auf den Teller packen. Die Getränke bezahlt übrigens jeder selbst, das Essen die Gemeinschaftskasse.

Später - 20.40h, Vancouver Parkplatz: So, kommen gerade heiter und vollgefressen aus dem Restaurant. Schließen nichtsahnend unseren Bulli auf, setzen und ordnen uns hinein, und merken nach einer Weile, daß nicht mehr unser Chaos im Bulli herrscht. Alles war durchgewühlt und völlig anders durcheinander, als wir es kannten. Der gleiche Gedanke traf uns alle wie ein Blitzschlag: jemand hat unseren Bulli aufgebrochen! Marc schrie sofort: "Meine Kamera!" Und prompt war alles weg, Heides und Nicoles Fotoapparate, Ralphs Objektiv, sogar Jörgs gesamter kleiner Rucksack inklusive Kreditkarte und Flugticket. Man hatte an der Beifahrertür mit einem Schraubenzieher den Van aufgebrochen. Gottseidank scheinen wir die Diebe überrascht zu haben (Volker will zwei Leute gesehen haben, die dann fluchtartig abgehauen sind), denn sonst wären die zwei anderen Vans wohl auch noch aufgebrochen worden. Die Police war gerade auch schon hier auf dem Parkplatz. Alles steht planlos 'rum, entwickelt Theorien, wie und was passiert ist, Jörg ist am Telefonieren, um seine Karte zu sperren, man berät, was gemacht werden muß von wegen Versicherung, einige lachen und lächeln schon wieder, kurzum: eine merkwürdige Situation. Die Programmpunkte, die heute noch angelegen hätten, fallen flach, weil irgendwie alles ein Riesendurcheinander ist. Passender Weise rennt hier gerade ein Stinktier über den Parkplatz.
Später haben wir dann doch noch am Hafen angehalten, um die beleuchtete Skyline by Night zu sehen. Dort leistete uns auch noch ein Waschbär Gesellschaft. Wie merkwürdig es ist, daß in Vancouver City die ganzen Tiere 'rumlaufen, die wir im Nationalpark nicht gesehen haben.

^ Zur Übersicht ^ 

So, 17.Sep. 8.37h, Burnaby

Der arme Jörg ist jetzt nur noch am Rotieren und Telefonieren. Sein Flugticket und seine Kreditkarte sind ja auch geklaut worden. Man könnte sagen, es wären gestern Profis am Werk gewesen, denn an der Beifahrertür sieht man nur eine kleine Beule, sonst nix. Wie dem auch sei, die Betroffenen versuchen jetzt, alles über die Versicherung (wenn abgeschlossen!) zu regeln.
Heute ist mal wieder ein Driving-Day, about 400km, erstmal Richtung Hellsgate.
Gerade Kaffee- und Pinkelpause in Hope gemacht, am Anfang des Fraser-Flußdeltas. Der Name Hope unter anderem deshalb, weil ab hier die Leute damals zu Fuß und mit Maultieren in die Berge gezogen sind, in der Hoffnung, Gold zu finden.
Und hier etwas "American Indian Wisdom" aus Torstens Büchlein:
"...Everything on the earth has a purpose, every disease an herb to cure it and every person a mission. This is the Indian theory of existance." (Mourning Dove, 1888-1936, Salish.)
"The American Indian is of the soil, wheter it be the region of the forests, plains, pueblos or mesas. He fits into the landscape, for the hand that fashioned the continent also fashioned the man for his surroundings. He once grew as naturally as the wild sunflowers; he belongs just as the buffalo belonged..." (Luther Standing Bear, 1868-1939, Oglala Sioux Chief.)
Die Rockies sind auf unserer Fahrt gen Osten wieder aufgetaucht! Fahren immer entlang des Fraser, schlängeln uns langsam in Serpentinen und durch unzählbare Tunnel in die Höhe.

Später - 14.54h, on the road to Osoyoos: Das Wetter wird immer schlechter. Wir fahren immer dunkler werdenden Wolken hinterher, je weiter wir gen Osten in Richtung Columbia Mountains fahren.
Gerade waren wir am Hellsgate. Die eigentliche Bedeutung, daß nämlich Herr Fraser den Pass entlang des Fraser Rivers entdeckt hat, geht dadurch unter, daß der Ort ein totaler Touri-Ort ist: Restaurant, Souvenir-Shop (wo's eh' nur Müll gibt), kitschige Folkloremusik und für die faulen Leute, die nicht 'runterwandern wollen, eine Seilbahn. Und die Osnabrücker Studentengruppen-Attraktion, nämlich die Lachstreppe (fishway), wird mit einer Tafel abgehakt.
Vertraute Nationalpark-Landschaft zieht an uns vorbei. Die Sonne scheint auch schon wieder.
Der Schokoriegel, der wohl am meisten auf unserer Canada-Tour verspeist wurde, heißt: Oh Henry.
Wir halten gerade mal wieder mitten auf der Straße, weil, nein, nicht Nancy oder Marc, sondern diesmal Christine pinkeln muß. (Sie hat ins Rohr gepinkelt. Sechs Unzen, aber klein, nä!?)

Später - 21.05h, CP Wild Rapids: Es ist sommerabendwarm, sitzen auf dem Campground, unterm wilden Wein und vor den Waschmaschinen. Dies wird wohl unsere letzte gemeinsame Waschaktion sein (schluchz!). Es ist gemütlich, trinken das gute Canadian. Christine: "Volker und Ingrid woll'n in'n Pub, im Wald, da macht das Auto schlub." (Ingrid und Volker sind losgefahren, um in eine Disse zu gehen. Gerade kam Volker angelatscht, der Van wäre stehengeblieben, kriegt zu wenig Spritt, weil er so schräg steht. Theorien werden entwickelt, wo sie denn stehen, im Wald?) Christine: "Die Calvin Klein, ganz ohne Beule, da sieht man gleich die ganze Keule." (Birgits gewaschene, neue Hose.) Christine: "Mit Baileys, Zigaretten, Bier, gefällt das Waschen sogar mir." (Beschreibung unserer momentanen Situation.)
Stellen gerade fest, daß wir während des Autofahrens nur aus purer Langeweile essen, die Schokoriegel nur so in uns hineinschieben. Und was wir noch feststellen: die tollsten Szenen unseres Canada-Videos, mindestens ab Inside Passage, sind nicht mehr vorhanden, weil die Kamera ja geklaut wurde und die letzte Kassette sich noch darin befand. All die ganzen Szenen, die geile Party auf der Fähre, der Tofino-Strand, Regenwald, Muschelessen - alles weg! Fuck the robbers!

^ Zur Übersicht ^ 

Mo, 18.Sep. 8.30h, CP Wild Rapids

Da ich gestern die Bulli-Rettungsaktion nicht mehr mitgekriegt habe, habe ich sie mir von Jörg, der live dabei war, erzählen lassen. Es war folgendes passiert: Ingrid und Volker sind losgedüst zum Eisessen. Als sie dann eins hatten, dachten sie, es wäre am Strand (ganz in der Nähe des CP befindet sich ein See) doch ganz romantisch. Tja, und da sind sie dann wohl mit dem Bügeleisen im Sand am Strand steckengeblieben. Der Wagen sprang nichtmal mehr an. Die beiden starteten dann zunächst den Versuch, den Bulli freizuschaufeln, schlug aber fehl. Also joggte Volker bis zu unserem CP, um Hilfe zu holen. Mit Jörg und unserem Bulli im Schlepptau sind sie zurück zum Ort des Geschehens gefahren, als sie feststellten, daß kein Seil zum Abschleppen vorhanden war. Da aber ja immer "das Messer in der linken Tasche" war, kam man auf die Idee, ein Halteseil, an dem Bojen befestigt waren, abzuschneiden und als Abschleppseil zu nutzen. Gesagt, getan. Ingrid mußte während der ganzen Aktion die schwimmenden Bojen in Schach halten, damit sie nicht auf den See hinaustrieben. Aber auch dieser Plan schlug fehl, da das Seil riß. Zufällig kamen dann irgendwann zwei Leute mit einer Eisenkette vorbei und halfen, den van 'rauszuziehen. Ingrid knotete das Seil dann wieder an die Bojen, und ab ging die Post wieder zum CP. So denn.
Diese Nacht könnte die heißeste gewesen sein. Mit offenem Schlafsack hat man noch tierisch geschwitzt. Außerdem war es eine windige Nacht. Unsere Zelte standen unter hohen Pappeln, die ja eh' bei jedem kleinen Windstoß rauschen. Und bei dem Wind heute Nacht hörte es sich fast so an, als wäre uns der wunderbare Pacific auf unserer Reise gen Osten gefolgt. Nach den Nächten neben Eisenbahnlinien und Highways war es also mal wieder eine schöne Geräuschkulisse.

Das ganze Okanagan-Valley scheint ein fruit-valley zu sein. Überall Obstplantagen, fruit stands, nurseries und Frostschutzanlagen. Äpfel und Birnen hängen en masse an den Bäumen. Und hinter den Obstfeldern ragen karg bewachsene Berge aus der Erde. Wie's hier wohl aussieht, wenn der ganze Garten in voller Blüte steht.
An der Straße tauchen alle paar Meter Schilder auf, auf denen auf die "fruit and veggie-stops" aufmerksam gemacht wird. Auch CP's en masse.

Später - 11.33h, Peachvalley: Gerade Weinprobe gemacht im Chateau St.Claire (ein Winzerbetrieb). Jeder hat aber nur einen kleinen Schluck in ein Riesenglas gekriegt. Letztendlich haben fast alle eine Flasche gekauft (das hieß mal wieder Gruppenrabatt). Jeder durfte sich dann noch aus dem Weintraubenfeld ein Bündel pflücken.

Später - 18.16h, Glacier National Park: Here are the Mountains again! Kommen hier an Bergen vorbei, die über und über mit verschiedenen Laubbaumarten bestückt sind. Ab einer bestimmten Höhengrenze wachsen nur noch Nadelbäume. Die vielen verschiedenen Grün-, Rot- und Gelbtöne sehen total schön aus! Wow, und wieder mannshohe mountains mit Gletschern und Eis überzogen! Die Leute hier im Bulli "bereiten sich auf den Winter vor", d.h. lange Hosen anziehen, denn es ist kalt, uhuu!

Später - 22.30h, Glacier NP, CP Illecilleweat: Es ist schweinekalt. Bin mir noch nicht sicher, ob so kalt wie am Athabasca Glacier, aber auf jeden Fall im Vergleich zur letzten Nacht: uhaaa! Bestimmt unter 0°C. Dennoch ist mir mollig warm. Der Grund: gerade gemütlich gegessen, Brot mit Folienkartoffeln (im fire-pit zubereitet), den Wein, den wir heute Nachmittag gekauft haben und eigentlich als Geschenk nach Haus bringen wollten, getrunken, am Feuer gesessen und gute Unterhaltung gehabt. Völlig harmonisch, witzig, einfach nur toll. Nun denn, ich packe mich jetzt in meinen Schlafsack und mache es mir gemütlich. Von Ferne rauscht ein Wild River. Dieser CP scheint eine noblere Ausgabe von den Backcountry-Dingern zu sein, es gibt zwar keine Dusche, aber echte Spülklos, Waschbecken (cold water only) und elektrisches Licht. Dieses schaltet sich per Bewegungsmelder an, und immer dann, wenn man gerade Sitzung hat oder mit seinen Kontakties am Machen ist, geht's wieder aus und man ist wieder von der tiefen, schwarzen Nacht umgeben. Und wenn noch zur gleichen Zeit die Maglight durchbrennt, ist alles over.

^ Zur Übersicht ^ 

Di, 19.Sep. ca. 13.00h, am Fuße des Sir Donald Trails

Die Nacht war zwar fuckin' cold, aber ich glaube, man hat nicht so gefroren wie am C. Icefield.
Sind heute morgen losgewandert zum Sir Donald Glacier, ca. 1000 Höhenmeter auf 4km verteilt. Sitzen jetzt hier oben am Ende des Trails, in der prallen Sonne, und genießen die Aussicht auf die mountains um uns herum. Es sind allerdings nicht alle mit 'raufgekommen, die "Invaliden", die sich bei vorherigen Wanderungen kaputte Knie etc. geholt haben (Birgit, Martina, Christine, Saali), haben's erst versucht. Aber das Tempo wurde dann zu schnell, und als sie immer mehr hinterher hingen und auch keiner Rücksicht auf sie nahm, sind sie umgekehrt. Hat noch voll den Streit zwischen Nancy, Walter, Saali und Christine gegeben deswegen, weil sie wohl auch keinem mehr Bescheid sagen konnten, daß sie umkehren, weil keiner mehr in Hörweite war, und Walter, der ganz vorne lief, nicht Bescheid wußte, wofür die Leute aber echt nix konnten. Nun denn, sitzen jetzt also hier und müssen gleich den Abstieg wagen.

Später: Als man unten ankam, hatte man tierisch Aua in den Knien, ich jedenfalls. Abends sind ein paar von uns dann noch fix zur nächstgelegenen Ortschaft, Revelstoke, gefahren (120km hin und zurück), um lebensnotwendige Sachen einzukaufen: Gin, Baileys, T-Bone-Steak. Dann haben wir wieder gemütlich am Feuer gesessen und Warmwerde-Getränke getrunken, nämlich heißen Kakao mit Baileys, Whiskey-Kakao, heißen Amaretto mit Sahne oder ganz ordinäres Canadian aus Dosen.

^ Zur Übersicht ^ 

Mi, 20.Sep. 7.15h, CP Illecilleweat

"Unsere Abfahrt ist wegen Attraktion um eine halbe Stunde verschoben", so Walter gerade. Ich wollte heute morgen seelenruhig Wasser für den Kaffee aus dem Klohaus holen, da sehe ich Saali, bei der Schweinekälte, vor ihrem Zelt in Unterhose stehen, daneben Christine im gleichen Aufzug. Sie fuchtelten und winkten mir wild zu und schrien: "Rita, komm' schnell!" Ich rannte los, den Wassertopf in der Hand. In meinem Hinterkopf wußte ich schon, was los ist, aber glauben konnte ich es erst, als ich es sah: ein kleiner, knuddeliger Schwarzbär hatte sich ein paar Meter von Michaelas und Christines Zelt an eine draußen stehengelassene Kühlbox von zwei Holländern gemacht. Die Box samt Bär befand sich erst auf dem Tisch, er stubbste sie mit der Schnauze herunter und brach sie mit den Zähnen auf. Langsam aber sicher war der ganze CP aufgewacht und sammelte sich drumherum, mit Kamera, Stativ und allem, was dazugehörte. Der Kleine war so auf das Essen fixiert, daß er sich überhaupt nicht um die gaffenden Leute störte. Langsam pirschten sich ein paar Mutige, unter ihnen unser Ralph, bis auf drei Meter an ihn heran, um Beweisfotos zu machen. Alle waren tierisch vergnügt und hatten einen Bärenspaß, dem Kleinen zuzugucken. Unter anderem sind wir natürlich auch stolz darauf, doch noch einen Bären im Bear Country gesehen zu haben. Nur die Holländer, denen die Freßkiste gehörte, saßen in ihrem Bulli und guckten mit Entsetzen zu, wie der Bär die Eier knackte und sie ausschlürfte. Irgendwann wurd's dem Kleinen dann aber zu viel, er rannte weg und flüchtete sich auf eine Tanne, die sich unter seinem Gewicht gefährlich zur Seite bog. Und wieder standen die Katastrophentouristen in Scharen drumrum. Irgendwann kam die Polizei und die Wardenerin des CP's. Resultat: der gesamte CP sollte evakuiert werden, damit der Schwarze in Ruhe von seinem Baum 'runtersteigen und abhauen konnte. Während dieser Stunde "bear in action" traute sich keiner von uns, an Frühstück zu denken, obwohl man einen Bärenhunger hatte. Zwischenzeitlich war es uns durch Rumstehen auch noch kälter geworden, als es eh' schon war, und so packten wir kurzerhand die Zelte zusammen und fuhren Richtung Golden, wo wir dann im A&W (McDoof-verdächtige Einrichtung) unzählige Breakfast-Combos verzehrten. Aber echt, es war so schweinekalt! Aber nicht, daß das jetzt genug wäre. Auf der Tafel im Klo von A&W, auf der man seine Gedanken niederschreiben konnte, stand: "Schnee in Calgary und Umgebung". Und da fahren wir just hin.
Oh, ich habe vergessen, zu erwähnen, daß während des ganzen Bärenrummels sich ein Squirrel an Claudias Brotvorräte, die im offenen Auto lagen, 'ranmachte. Klar, alles war so mit dem Bären beschäftigt, da hat das Squirrel seine Chance läuten hören.
Inzwischen haben wir strahlend blauen Himmel, aber die Kälte, die einem von heute morgen noch in den Knochen steckt, ist noch nicht von uns gewichen.
Die Leute, die hier tagelang bei Bauarbeiten mitten auf der Straße stehen und das Schild "SLOW" in der Hand halten, verdienen $20 pro Stunde.

Später - 15.00h, Spiral Tunnels: Diesen Tag kann man wohl als "Tag der Sensationen" rot im Kalender anstreichen. Erst der Bär heute morgen, und jetzt kommen wir rein zufällig nochmal an den Tunnels vorbei, da fährt doch glatt einer dieser km-langen Züge hinein in den einen Tunnel, und während man noch das Ende drinnen verschwinden sieht, kommt die Lok schon wieder aus einem anderen Tunnel wieder heraus. Auf diesen Augenblick hatten wir ja, besonders aber Walter, beim ersten visit so gewartet, und nix tat sich! Als wir das Phänomen vom Auto aus sahen, traten unser Ralphi und die anderen Fahrer auf's Pedal, ließen die Reifen ordentlich quietschen und als wir ankamen, jumpten und rannten wir alle wie eine besengte Hammelhorde an wie Autos glotzenden Leuten vorbei zum Aussichtspunkt, um ja ein Foto zu machen. Danach sagte Walter mit seiner Eisenbahnermütze auf dem Kopf: "Jetzt hat sich die ganze Canada-Reise doch noch gelohnt." "These are the days", singt Bruce Springsteen gerade, and that's fuckin' true!
Noch eine Sensation: Hier direkt am Highway grasen gerade zwei Hirsche genüßlich 'rum.

Später - 17.08h: Nachdem wir einmal um die Paint Pots herumgelaufen sind, sind wir nun back in "Alberta-Wild Rose County". Steuern hoffentlich bald den CP an, denn wir wollen uns noch in den Banff Hot Springs (40°C) vergnügen. Tut wahrscheinlich auch gut nach der Kälte und Aufregung und so weiter.

Später - 00.12h, CP Tunnel Mountain: Die Hot Springs waren erst angenehm, aber nach einer Weile bekam man doch kreislaufmäßige Beschwerden wegen der Hitze. Danach sind die Bulli-Gangs verschiedene Wege gegangen, wir z.B. haben leckere Pizzen verspeist. Als wir dann gerade beim CP wieder ankamen, hörten wir aus dem Walter-Bulli einen schrägen Singsang und Gekreische und Gejole. Öffneten die Tür, und da fielen uns fast sämtliche Walter-Bulli-Mitglieder, ein wenig angeheitert, entgegen. Irgendwo kollerte eine leere Ginflasche herum, und aus den Boxen tönte John Denver's "Take me home, country roads". Wir propften uns auch noch mit 'rein und sangen mit. (Mittrinken konnten wir ja nicht mehr.) Wahrscheinlich kam es wegen der Kälte zu dieser Walter-Bulli-Gin-John-Denver-Party. Genaues weiß man nicht.

^ Zur Übersicht ^ 

Do, 21.Sep. 8.30h, CP Tunnel Mountain

Der Walter-Bulli fährt hier gerade tausendmal um den Platz, um aufzuwärmen. Es herrscht aber auch eine Schweinekälte! Schon wieder -2°C. Das nasse Handtuch, das ich über einen Busche gehangen habe, ist gefroren. Die Zeltstangen sind zusammengefroren, die im Auto hängenden Badeklamotten sind steif wie ein Brett, Zahnpasta und Shampoo sind auch zähflüssig geworden, die Haut blättert schon ab, ein Wunder, daß die Spucke nicht gefriert. Birgit und ich haben heute morgen mal wieder einen Schluck Baileys in den Kaffee gekippt, um warm zu werden (Birgit hatte es ja eigentlich nicht nötig, war ja noch angetütert vom Gintrinken gestern Abend). But sun coming through!
Jetzt driven wir about 500km nach Edmonton. Die letzte Nacht Zelten steht uns bevor, das letzte Mal Gaskocher-Frühstück-Romantik somewhere in Canada. Diese Nacht war wohl die letzte Bären-Angst-Nacht, das letzte Mal Bangen, ob der Zeltplatz warme Duschen hat, und, oh Schreck, dies ist die letzte Fahrt mit unseren mittlerweile heißgeliebten, aber auch total verdreckten Bullis ("My van is my home"). Welch ein Krampf wird es werden, all seine Sachen, die hier so 'rumfliegen, zusammenzuraffen und kompakt in den Rucksack zu kriegen!?
Jetzt heißt es wirklich: say goodbye to the fuckin' and beautiful Rockies!
Halten gerade mal wieder mitten auf der Straße. Wundere mich noch, was das soll, da sehen wir Sibylle, Martina und Torsten in einem Affenzahn aus dem Bügeleisen jumpen und in Richtung Gebüsch stürmen. Alle drei tauchen ab - und gleichzeitig wieder auf. Ein Bild für die Götter!

Später - 10.54h, Cochrane: Gerade bei der Kaffeepause ertönt es aus den Mündern von Ingrid, Sibylle und Martina:
"Who's motorcycle is this?"
"It's a chopper, babe."
"Who's chopper is this?"
"It's Z.'s."
"Who's Z.?"
"Z.'s dead, baby, Z.'s dead." Brrrrrrrr...
(Pulp Fiction-Schädigung nach 5 Wochen Bügeleisen.)

Später - 15.54h, in Buck Lake am Buck Lake: So, in diesem Kaff, irgendwo im midwest, wo es nur zweieinhalb Häuser, einen General Store, eine Tanke und einen verlassenen Zeltplatz mit Plumpsklo gibt, hat uns in der Mittagspause das Schicksal ereilt, die Bullis aufräumen zu müssen. Am schönen Buck Lake fingen wir also an, alles, aber auch alles 'rauszuräumen, was nicht niet- und nagelfest war. Sah aus wie ein Schlachtfeld. Möchte sagen, daß diese Aktion bei unserem Bulli am spannensten war. Alle paar Sekunden schrie jemand verdutzt und glücklich auf, als Dinge zum Vorschein kamen, die schon seit der ersten Woche Bullifahren als verschollen galten. Nachdem der über und über mit Sand, Steinen, Tannennadeln und sonstigem belagerte Teppich dann mit Michaelas Bürste, um die wir uns gekloppt haben, weil's die einzige war, abgeschrubbt war, habe ich unseren Bulli erst nicht wiedererkannt. Aber es war schon notwendig, weil wir die Bullis ja übermorgen wieder abgeben müssen. Als die Räumerei nach einer Stunde beendet war, haben sich viele erstmal einen, na, Oh Henry natürlich aus dem General Store geleistet.
Oh, soll es denn wirklich bald Ade heißen? Wieder fliegen von der Sonne beschienene, goldene Kornfelder an uns vorbei. Manche sind diesmal allerdings schon abgemäht.

Später - 22.48h, CP Clondike Valley: Er ist der wohl bisher nobelste CP, den wir bisher erlebt haben. Alles ist sauber und funktioniert. Abends sind die meisten von uns nach Edmonton zum Essen gefahren. Aber Saali, Ingrid, Birgit, Martina, Claudia und ich wollten uns das letzte Mal Essen im Freien nicht nehmen lassen. Und wir wurden mit einem wunderschönen Sunset belohnt, der wohl alle Farben dieser Welt in sich barg. Oh, wie romantisch war's!

^ Zur Übersicht ^ 

Fr, 22.Sep. 9.03h, bei Edmonton

Und auf geht's zur Edmonton Mall! Alle freuen sich drauf, jeder redet davon, wieviel Geld er ausgeben will. Trotzdem herrscht eine etwas betretene Stimmung wegen des baldigen leavings of Canada. We are just seeing Edmonton in autumn! The leafs of the trees are colourful in yellow and red, some are falling down already. You can taste a smell of autumn in the air. When we started our trip to Canada, it still was summerlike! Can you recognize what adventure we had in this country?!
Muß noch erwähnt werden, daß die vielbefahrene Straße, wie immer, in der Nähe des CP's, und so auch in unserer war, und letztendlich auch der Flughafen. Von Zeit zu Zeit sah man einen "Vogel" in die von Sunset rot und gelb getränkte Luft steigen, was einen wieder traurig (oder glücklich?) machte, da wir ja auch so bald dran sind. Oh Canada, when will we see you again? Hatte unsere Reise nicht gerade erst begonnen?

Später: Jeder ist meist allein in der Mall 'rumgerannt. Um eins haben wir uns zum Essen im Food Court getroffen. War total witzig: manche hatten ihre neuen Klamotten schon an, sodaß man sie auf den ersten Blick nicht wiedererkannt hat, weil die gewohnten Klamotten, die man seit 5 Wochen kannte, fehlen. Andere haben erstmal ihre ganzen neuen Errungenschaften ausgepackt. Jeder war aber auch neugierig, was die anderen so gekauft hatten. Um 4 nochmal zum Kaffee getroffen, wieder neue Klamottenshow. So um 6 hatte man dann auch die Schnauze voll und traf sich in unserer "Stammkneipe", in der wir beim ersten Mal Mall schon waren. Haben das gute Canadian und mehr getrunken. Walter, Sibylle, Volker, Nancy und Ingrid haben sich übrigens im Werte von $1500 echte Roller-Blades gekauft, die sie auch gleich auf dem Parkie der Mall ausprobiert haben. Ganze sieben Leute haben sich doch glatt die John Denver-CD gekauft. Der Verkäufer muß diejenigen echt für bekloppt gehalten haben. Aber, was soll's, man will doch zu Hause nochmal mitfühlen!
Dann am späteren Abend, draußen vor der YH, ging das Gepacke los; man versuchte, alles in den großen Rucksack bzw. in den Packsack zu pressen, hat Stunde um Stunde gedauert.

^ Zur Übersicht ^ 

Sa, 23.Sep. 14.30h, Airport Toronto

Unser Bulli except for me hat letzte Nacht keinen Fuß in die YH gesetzt, haben im Bulli durchgemacht. Wir anderen haben leider keine Party mehr gemacht. Man mußte heute morgen zwar um 3.45h aufstehen und man war bestimmt auch total schrott und sowieso und überhaupt, trotzdem echt schade. Jetzt sitzen wir hier und müssen 6 Stunden Wartezeit überbrücken, da der Lufthansa-Flieger erst um 18.30h geht. Bin viel zu schrott, um zu schreiben. Bin auch total traurig. Ralph verläßt uns auch gleich, da er noch bis Sonntag in New York bleibt. Alles deprimäßig. Aber wir haben schon ein Datum für's erste Nachtreffen.
Die meisten hängen und liegen irgendwo auf Sesseln und Stühlen, sind alle müde und ausgepowert.
"We're leaving on a jetplane,
don't know, when we'll be back again.
Oh, Canada, we love you so!"

(Nach John Denver)

Rezept: Blueberry Corn Muffins (aus Ingrids Mmmuffin-Book)
What U need:
1,5 cups unbleached all-purpose flour
0,5 cups yellow cornmeal
0,5 cups sugar
1 tablespoon baking powder
1 teaspoon baking soda, sieved
0,25 teaspoon salt
1,5 cups fresh blueberries, rinsed, sorted and patted dry
0,5 cups fresh corn (cut from 1 ear), or thawned frozen or drained canned
corn kernels
1 cup buttermilk
3 large eggs
0,25 cups unsalted butter, melted
What to do:
Preheat the oven to 400°F(!). Lightly butter 12 muffin cups. In a large bowl combine the flour, cornmeal, sugar, baking powder, baking soda and salt; stir until well blended. Add the blueberries and corn kernels; toss to coat. In a separate bowl, whisk together the buttermilk, eggs and melted butter until smooth. Add to the dry ingredients all at once and fold just until evenly moistened. Do not overmix (whatever that means)!! Divide the butter evenly among the muffin cups. Bake until the tops are golden and a toothpick inserted in the centers comes out clean, 20 to 25 minutes. Cool on a wire rack before removing from the pan. Makes 12 medium MMMARVELOUS MMMUFFINS!!

^ Zur Übersicht ^ 

So, 24.Sep. 6.15h deutsche Zeit

Befinden uns momentan über den Hebriden von Schottland. Walter hat zu beklagen: die Lufthansa hat es wieder nicht geschafft, uns 18 Leute als Gruppe zusammenzusetzen. Total blöd für einige, die weit ab vom Schuß sitzen, der Flieger ist ja schließlich schweinegroß, Torsten schätzt 450 Leute. Ungefähr 10 von uns sitzen in zwei Reihen zusammen. Juhuu, gleich gibt's Breakfast!
Als wir gerade im Flieger saßen und auch schon auf die Startbahn (runway) gerollt waren, ging es zunächst nicht weiter, da der Flugkontrollcomputer im Tower "verrückt gespielt hat", wie der Pilot durchsagte. Standen also eine halbe Stunde vorm runway 'rum. War aber auch ganz gut, da ein letzter, wundervoll rotgelber Sonnenuntergang über Toronto sein Schauspiel zum besten gab.
So ein Mist, der Sunrise ist auf der anderen Seite des Fliegers. Haben heute Nacht Elmsfeuer auf der Tragfläche 'rumtanzen sehen. Sah völlig stark aus. Sie beruhen auf starken elektrischen Spannungsunterschieden zwischen umgebender Luft und Flugzeug. Soweit Torsten.

Später - 17.00h: Auf dem Frankfurter Flughafen hatten wir wieder 5 Stunden Aufenthalt. Die meisten haben ich an irgendeinem Gate freie Sitze gesucht und geschlafen.
Dann ging es weiter mit einer megakleinen Eurowings-Maschine nach Greven. Marc ist bei der Enge und eh' schon schlechten Luft im Flieger auf die dumme Idee gekommen, seine Wanderschuhe, die er nach eigenen Angaben seit zwei Tagen nicht mehr ausgehabt hat, auszuziehen. Es ist für mich unmöglich, diesen Gestank in Worte zu fassen. Eine Mischung zwischen Käse und Gammel. Der Geruch verbreitete sich in null komma nix im ganzen Flugzeug. Alles stöhnte, wir lachten, andere Passagiere drehten sich um mit einem zerknitterten Gesichtsausdruck und Äußerungen wie: "Mein Gott, stinkt's da nach Käsefüßen!"
Nach dem kurzen Flug von 45 Minuten, man hatte gerade Zeit für Kaffee und Minibaguette, landeten wir also in Greven um 13.15h. Jetzt war alles gespannt, ob denn auch das ganze Gepäck die lange Reise von Edmonton über Toronto und Frankfurt bis hierher finden würde. Und siehe da, alles war angekommen, sogar die zu einem Riesenpacket gebündelten Roller-Blades.
Manche von uns wurden schon in Greven von den Daheimgebliebenen abgeholt. Wir anderen warteten geduldig auf den Flughafenbus, der uns dann auch bis an unseren Startpunkt vor fünf Wochen, dem Osnabrücker Bahnhof, brachte. Hier warteten wieder Leute auf uns, und es ist mir unmöglich, die Wiedersehensszenen, die ich beobachten konnte, zu beschreiben. Ich sah nur Menschen sich in die Arme fallen und nicht wieder loslassen, hier und da wahrscheinlich sogar ein paar Tränen, die vergossen wurden. Und es kam mir in den Sinn: genauso war's doch, als wir vor fünf Wochen Abschied nahmen! Man nahm sich in die Arme, weinte und verabschiedete sich. ...Und das Abenteuer begann. Schließlich und endlich ist Tag X doch noch angebrochen....

^ Zur Übersicht ^ 

Übersichtliche Zusammenfassung des Canada-Trips
(von Michaela)

AUGUST

Fr, 18
Dep Münster 10.20h >>
Dep Frankfurt 13.10h >>
Arr Toronto 15.35h OZ YH Toronto, Gerrard St. 90

Sa, 19
Toronto Stadtrundgang
YH Gerrard St.

So, 20
Niagara Falls >>
Dep Toronto 18.55h >>
Arr Winnipeg 20.29h
YH Winnipeg

Mo, 21
Winnipeg, bei Wolfgang und Stefan auf Farm>>
Starbuck Pool Elevator >>
Commodity Exchange >>
Grain Institute
YH Winnipeg

Di, 22
Dep Winnipeg 11.05h >>
Arr Edmonton 14.30h mit Zwischenstop in Saskatoon und Umsteigen in Calgary >>
Edmonton Mall
YH Edmonton, 91st St.

Mi, 23
Edmonton >>
Fort Mc Murray
CP Fort McMurray

Do, 24
Fort McMurray Syncrude Oil Sands
Interpretive Center
CP Fort McMurray

Fr, 25
Fort McMurray >>
Lac La Biche
Alberta Pacific "Alpac"
CP Lac La Biche

Sa, 26
Boreal Mixed Forest (Brigitte & Tom - Führung)
CP Elk Island National Park

So, 27
Elk Park, Biber- und Bison-Trail >>
Ukranian Heritage Village >>
Edmonton, Bulli- Tausch >>
CP Red Deer

Mo, 28
Red Deer >>
Royal Tyrell Museum, Badlands >>
Hutterer >>
Cp Camp 'n Waterpark bei Calgary

Di, 29
Stadtführung in Calgary by Paul Maas (Downtown)
Stadtrundfahrt (Suburbs)
Besichtigung Holzfertighaus
CP Camp 'n Waterpark

Mi, 30
Calgary >>
Fort McLeod >>
Head Smashed In Buffalo Jump Interpretive Center >>
CP Lundbreck Falls

Do, 31
Frank Rock Slide Interpretive Center >>
Cranbrook, Forstwirtschaft Todd
CP Fort Steele

SEPTEMBER

Fr, 1
Goldsucher-Trail am Wild Horse River
Fort Steele >>
Kimberley >>
Radium Hot Springs (Aquacourt)
CP Radium Hot Springs

Sa, 2
Wanderungen im Kootenay NP: Stanley Glacier, Marble Canyon
CP Radium Hot Springs

So, 3
Backcountry-Tour Gruppe 1: Numa-Creek: 6,3 km, 150 Höhenmeter
CP Numa Creek
Gruppe 2: Numa-Pass, Floe Lake: 19,9 km, 700 Höhenmeter
CP Floe Lake

Mo, 4
Backcountry-Tour Gruppe 1: Numa-Pass (2000 m ü. NN), Floe Lake: 19,9 km, 700 Höhenmeter
Gruppe 2: Numa-Creek: 6,3 km, 150 Höhenmeter
CP Lake Louise

Di, 5
Lake Louise Waschen >>
Six Glacier Trail (12km)
YH Mosquito Creek

Mi, 6
Rafting on Kicking Horse River, 90 Min.,12 km, 80 m Gefälle >>
Kicking Horse Pass -Continental Divide >>
Spiral Tunnels >>
CP Athabasca Glacier (2000 m ü. NN)

Do, 7
Wanderung auf Athabasca-Glacie r>>
Jasper >>
CP Prince George

Fr, 8
Prince George >>
Zwangsaufenthalt in Smithers >>
CP Prince Rupert

Sa, 9
Ferry Prince Rupert >>
Port Hardy ("Inside Passage", 13 Stunden)
Cp Prince Rupert

So, 10
Port Hardy >>
"Cathedral Grove" >>
Port Alberni >>
CP Timberlodge

Mo, 11
Port Alberni Flying Tankers
Whale Watching, Maquinna Park / Hot Springs Cove
CP Bella Pacifica

Di, 12
Clayoquot Sound Clearcut by Valerie Langer
Pacific Rain Forest by V. Langer
Sonnenbaden am Pacific
CP Bella Pacifica

Mi, 13
MacMillan Bloedel (Port Alberni)
Forest Information Center (P. A.)
CP Timberlodge

Do, 14
Active Logging (Forestry Visitors Center) >>
Victoria,Stadtbummel
CP Thetis Bei Victoria

Fr, 15
Sightseeing Victoria >>
Ferry to Vancouver
Capilano Suspension Bridge
Salmon Hatchery
CP Burnaby

Sa, 16
Vancouver
Lookout!-Tower
Museum of Anthropology
Granville Island
Shopping in Downtown
CP Burnaby

So, 17
Vancouver >>
Hell's Gate >>
Osoyoos
CP Wild Rapids

Mo, 18
Osoyoos >>
Weinprobe im Peachland (Chateau Ste. Claire) >>
Glacier National Park, Roger's Pass
CP Illecilleweat

Di, 19
Sir Donald Trail: 8km, 1000 Höhenmeter
CP Illecilleweat

Mi, 20
("Bear-Day")
Glacier NP >>
Emerald Lake, Takakkaw-Falls ("It's wonderful" auf indianisch), Paint Pots >>
Banff
CP Tunnel Mountain

Do, 21
Banff >>
Aufräumpause in Buck Lake am Buck Lake >>
Edmonton
CP Clondike Valley

Fr, 22
Edmonton Mall
YH Edmonton, 91st St.

Sa, 23
Dep Edmonton 6.30h
Dep Toronto 18.40h

So, 24
Arr Frankfurt 7.00h
Dep Frankfurt 12.25h
Arr Münster 13.15h, Airportbus to Osna, Arr 15.15h

^ Zur Übersicht ^ 

THE FUCKIN' END!!!
Texte und Zeichnungen: Rita Meyer
Satz und Layout: Marc Witte

^ Zur Übersicht ^ 


<<Zurück<<